Triggerwarnung: In den folgenden Erfahrungsberichten wird das Thema Vergewaltigung in Form von Text und Audiodateien thematisiert. Die aufgeführten Namen wurden abgeändert und die Audiodateien durch andere Sprecher*innen vertont.



Sabine (1)

Hallo!

Ich bin 32 Jahre alt und habe im Laufe meines Lebens häufig sexuelle Übergriffe erlebt. An harmlosere erinnere ich mich, an Vergewaltigungen erinnere ich mich, bis auf eine nur körperlich, sodass mir der Umgang leichter fällt und Flashbacks nicht so leicht getriggert werden, aber darum soll es hier nicht gehen. Es soll um den letzten Übergriff gehen, der mir lebhaft im Gedächtnis geblieben ist und mich immer wieder einholt.


Es war in meiner letzten Beziehung, die mittlerweile einige Jahre her ist. Mein damaliger Freund hat mich in die BDSM-Welt eingeführt und die ersten Monate lief alles sehr gut. Auf meine Grenzen wurde geachtet, meine psychische und physische Unversehrtheit war wichtig und wenn mal deutliche Spuren geblieben sind (nie an sichtbaren Stellen) wurden diese versorgt. Dann kam ein Tag, an dem ich mich nicht so verhalten habe, wie er es sich gewünscht hat. Ich hätte ihn vor seinen Freunden blamiert, weil ich meinen Willen durchgesetzt habe und nicht auf ihn gehört habe, obwohl es meiner Gesundheit geschadet hat. Als wir wieder in der Wohnung waren, vergewaltigte er mich. Anal, oral, vaginal. Stundenlang. Dazu wurde ich gewürgt, bis zur Ohnmacht und geschlagen. Ins Gesicht, auf den Oberkörper, auf die Beine. Er arbeitete regelrecht seine Wut, seinen Hass an mir ab. Stundenlang. Den halben Tag.


Am Anfang habe ich versucht mich zu wehren, hatte Angst, habe geschrien. Ihn gekratzt, weggestoßen und getreten. Zwecklos. Ihn hat es nur noch wütender gemacht. Die Nachbarn haben nicht reagiert. Und man hat mich sehr sicher gehört. Nach langer Zeit habe ich aufgehört, habe kapituliert, mein Schicksal akzeptiert. Es war eh sinnlos sich zu wehren. Ich blieb liegen, habe mich gedreht und gewendet, wenn er das wollte und es einfach über mich ergehen lassen. Meine Tränen waren versiegt, meine Kräfte verschwunden. Ich fühlte mich taub, elend. Nicht mehr wirklich mit der Realität verbunden und es fühlte sich alles an, wie ein fürchterlicher Albtraum. Ich war nicht mehr ich, habe ihn nicht mehr als den Menschen gesehen, den ich liebte, sondern einfach nur, als irgendeinen Mann, der einen Körper benutzt, der gar nicht wirklich zu mir gehört.


Nachdem er von mir abließ, es war mittlerweile Nachmittag, rollte ich mich am Fußende des Bettes zusammen, in dem er eingeschlafen war. Ich habe mich nicht getraut mich zu bewegen. Irgendwann kam der Schmerz zurück in meinen Körper, aber ich habe nicht realisiert, was da geschehen war. Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag. Ob ich eingeschlafen bin oder dissoziiert oder sonst was. Irgendwann wachte er auf, zog mich an sich und entschuldigte sich. Ich war überfordert. Vollkommen überfordert. Wusste nicht, ob ich meinen Erinnerungen glauben soll, die sich so falsch anfühlten. Das konnte doch nicht mir passiert sein?! Ich verzieh ihm nicht, aber ich zog auch keine Konsequenzen daraus. Das hätte bedeutet, dass ich mich mit den vergangenen Stunden hätte befassen müssen und dazu

war ich nicht in der Lage. Es wäre zu schmerzhaft gewesen und dazu war mein damals labiles Ich nicht fähig. Wer weiß, was dann passiert wäre. Vermutlich wäre ich jetzt nicht mehr hier und könnte dafür kämpfen, dass Betroffene Anerkennung bekommen und ihnen geglaubt wird.


Ich habe es schlicht und einfach verdrängt. Weiter gemacht, als wäre nichts. Meine Blessuren damit begründet, dass ich besoffen die Treppe runtergefallen bin (Ja, das glauben dir Menschen wirklich, wenn sie befürchten, dass die Wahrheit schlimmer wäre) und die Beziehung weitergeführt, als wäre nichts. Das Leben geht ja schließlich weiter, oder nicht? Erst ein halbes Jahr später erlitt ich einen Flashback. In seiner Anwesenheit. In Anwesenheit von anderen. Und wieder hieß es, ich hätte ihn blamiert, könnte aber froh sein, dass er sich im Griff hätte und er nicht das macht, was ich verdient hätte. Darauf folgte dann die Trennung. Darauf folgte der Zwang mich mit den Geschehnissen auseinander zu setzen. Alleine, ohne Therapie. Nur mit Zetteln, Stiften und Taschentüchern. Über Jahre hinweg, Bis heute. Es ist an der Zeit mein Schweigen zu brechen. In der Hoffnung wenigstens einem Menschen die Augen zu öffnen oder einem Menschen zu helfen, der ähnliches erlebt hat. Und vielleicht auch ein Stück weit mir selbst. An die Öffentlichkeit zu gehen, wenn auch anonym, nimmt dem Täter ein Stück Gewalt über mich, die er bis heute hatte. Ich bin nicht das schwache Opfer. Ich habe überlebt. Ich werde weiterleben und mein Leben genießen. Mit jedem Lachen, jedem Tag, räche ich mich an einem Menschen, der mich und mein Leben zerstören wollte. Der mich brechen wollte, es fast geschafft hat, aber doch gescheitert ist.


Ich habe den Täter nie angezeigt, habe aber oft darüber nachgedacht. Was mich abgehalten hat? Ich habe damals keine Beweise sichern lassen. Das hätte ja bedeutet ich muss mir eingestehen, was passiert ist. Und ich war dazu nicht bereit. Später wäre ich bereit gewesen, aber welche Beweise hätte ich noch sichern lassen sollen nach einem halben Jahr? Ohne Beweise hätte ich doch eh keine Chance. Und dann immer wieder und wieder und wieder alles erzählen? Menschen eins meiner schlimmsten Erlebnisse anvertrauen, die mir nicht glauben? Die mich nur als die Psycho Ex sehen würden? Durch die Traumata in meinem Leben habe ich mit einer Vielzahl psychischer Erkrankungen zu kämpfen. Wer glaubt mir denn dann schon noch? Männern wird doch sowieso mehr geglaubt, vor allem, wenn sie beruflich vermeintlich besser dastehen, als man selbst. Dann will man doch eh nur Geld. Und wenn ich eine Anzeige erstatte? Wie hätte er reagiert? Er wusste, wo ich wohne. Wäre ich dann noch in Sicherheit?


Ich weiß nicht, ob er wieder Täter wurde. Ich hoffe nicht. Denn dann würde ich mir die Schuld darangeben, weil ich nicht gehandelt habe, weil mir der Mut und die Kraft gefehlt hat, um andere vor Schaden zu bewahren. Das ist ein Punkt, der mich wahnsinnig belastet, aber mit dem ich Leben muss. Und ich lebe. Ich habe Wünsche, Träume, Ziele. Finde neue Freunde, fühle mich wohl mit mir selbst und meiner Sexualität. Ich lache, tanze, weine, lebe und erlebe und befreie mich mit jedem Schritt ein Stück mehr von meiner Vergangenheit. Sie ist ein Teil von mir, aber bestimmt mich nicht. Und mit diesem Text, befreie ich mich ein Stück mehr.


Am Anfang des Textes war ich mir sicher, dass ich es nicht schaffe. Dass es zu weh tut. Zu sehr belastet und mir die Kraft fehlt. Doch mit jedem Wort wurde ich stärker, mit jedem Gedanken daran, dass es Tätern nicht passt, wenn ihre Opfer das Wort erheben, laut werden und für sich einstehen, gewann der Wille mich nicht wieder unterkriegen zu lassen. Täter nicht gewinnen lassen zu wollen.


Philina (2)
Ich (24) war damals 17. Ist schon ein Weilchen her und dass dieser Text doch noch soviele Gefühle aufwühlt überrascht mich selbst ein bisschen. Aber grob drüber reden und nochmal aktiv in die Details und meine Gefühle reinzuforschen, sind 2 sehr verschiedene Dinge
schätze ich. Meine damals beste Freundin A hat bei ihren Eltern im Garten zu einer Party eingeladen. Zur späteren Stunde wurde die Party aufgrund der Nachbarn beendet und da ich eh mit Freunden zur nächsten Stadt mitfahren musste (Der Zug dort war mein einziger Weg heim), schloss ich mich ihnen auch an, als sie bei einem Freund im Keller weiterfeiern wollten. Eine gute Freundin von mir B ist ebenfalls mitgekommen und nach einer Weile verschwunden. Sie ist gerne mal mit Männern abgehauen, da sie allerdings auch schon einiges getrunken hatte, wollte ich sicher gehen, dass alles gut war. Während unten also alle weiter tranken, ging ich nach oben, um nach ihr zu sehen. Sie hatte sich im ersten Stock im Badezimmer eingeschlossen und war auch nicht allein. Sie meinte, es sei alles gut und ich soll sie alleine lassen. Als ich jedoch wieder runtergehen wollte, kam mir der Gastgeber X entgegen. An dem Abend hab ich ihn kennengelernt, er war nur Mitbringsel und ein kein eigentlicher Teil von meinem und As Freundeskreis. Er muss zwischen 20 und 24 gewesen sein und verbrachte wohl ziemlich viel Zeit im Fitnessstudio, denn er war gefühlt doppelt so
breit wie ich. Er war auf der Suche nach seinem Kollegen, der grad mit B im Badezimmer war. Als ich ihm sagte, dass die beiden im Bad „beschäftigt“ sind, wollte er aber nicht runtergehen, sondern mir sein Zimmer zeigen. Er setzte sich auf sein Bett, zeigte
irgendwelche Sammlungen, während ich in der Tür stehen blieb. Seine Begeisterung für seine Nerd Sachen fand ich irgendwie süß, deshalb hab ich mir auch nichts weiter gedacht, als er mir im nächsten Raum was zeigen wollte. Es war das Zimmer seiner Eltern und er hat drauf bestanden, dass ich einmal Probeliege. Als ich dann auf dem Bett saß...schloss er die Tür ab. Einerseits ärgere ich mich über mich selbst, dass ich so gutgläubig und naiv war,
andererseits würde ich jeder Freundin, die mir das erzählt, den Kopf waschen, wie sie sich selbst die Schuld dafür geben kann. Er steckte den Schlüssel in die Tasche und setzte sich neben mich. Ich hab unbehaglich gelacht und ihm gesagt, dass das nicht witzig ist und er mir den Schlüssel geben soll. Er hat den Arm um mich gelegt und versucht mich zu küssen. Ich hab den Arm weggedrückt und mich weggedreht, ihm gesagt, dass ich das nicht will. Da ist dieser unangenehme Moment, wo man eigentlich nur Angst hat und der Körper versucht damit umzugehen, indem das Nein mit diesem unbehaglichen Lächeln rauskommt. Und die Reaktion? Er der versucht, mich zu überreden, den Ernst der Lage für mich nicht erkennt, oder wissentlich ignoriert. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, bei dem (natürlich nur einzelne) Männer mein Nein nicht verstehen wollten und glaubten, mich überreden zu können, wenn sie hartnäckig sind. Es war auch nicht das erste Mal, dass Männer mich unangenehm anfassten, weil sie glaubten, dann würde ich meine Meinung ändern, doch es war das erste Mal, bei dem jemand mir den Fluchtweg versperrte und seine körperliche Überlegenheit nutze, um mich dazu zu bringen. Da ich seine Avancen abwehrte, hielt er mich einfach fester, und begann meinen Hals zu küssen. Ich hab versucht ihn wegzudrücken, die Angst breitete sich langsam in meinem Körper aus. Mein Nein wurde energischer, ernster. Ich hab ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll. Er meinte nur, dass mir das doch gefallen würde und drängte seine Hand in meine Hose. Als sie ihr Ziel erreichte und er seine Finger in mir versenkte, hat die Angst gewonnen.
Das war das schlimmste, ich hörte komplett auf mich zu wehren, brachte keinen Ton mehr
raus, mein Körper stellte sich einfach tot. Komplette Hilflosigkeit und Panik brachten mein Herz zum Pulsieren wie verrückt, aber mein Körper ließ es einfach über sich ergehen. Niemals werde ich vergessen können, wie es sich anfühlt, die Kontrolle über deinen Körper zu verlieren, während jemand anderes Teile davon kontrolliert. Und niemals werde ich vergessen, wie jemand meine Panikreaktion für Zustimmung hält. Für immer werde ich mich
fragen, wie weit er wohl gegangen wäre, wäre ich so geblieben. Doch ich hatte Glück. In dem Moment, wo ich B im Flur meckern hörte, wechselte mein Körper in Angriffsmodus. Da ich vorher aufgehört hab mich zu wehren, hat mein plötzlicher Angriff ihn aus dem Konzept gebracht, ich konnte seine Hand rausreißen und hab ihn mein Ellenbogen in den Bauch gerammt. An den Schlüssel bin ich nicht gekommen, aber die Kombination der Stimmen im
Flur in Hörweite und mein Angriff haben ihn dazu gebracht, mir den Schlüssel auszuhändigen. Als ich aus dem Zimmer rausstürmte, blieb er zum Glück auf dem Bett sitzen. Ich teilte mir mit B und einem Bekannten ein Taxi, dieser setzte sich zu mir und ohne zu
Wissen was passiert war, war er für mich da, bis der Zug fast ne Stunde später endlich kam.
Am nächsten Tag bekam ich eine Sprachnachricht von A, ob ich mit X geschlafen habe? Ich weiß, dass sie keine Ahnung hatte, nichts dafür konnte, doch das war ein riesen Schlag ins Gesicht, dass über meine Traumatisierung grad der nächste Sexgossip entsteht. Ich sagte, dass das Quatsch ist und hab dann entschieden, dass Thema einfach runterzuschlucken und zu vergraben. Ich schämte mich zu sehr darüber zu sprechen. Ich habe es A erst Monate später erzählt, als ich (betrunken) im Club zusammenbrach, weil er da war. Ansonsten wusste es jahrelang niemand, denn ich habs mir ja selbst stets kleingeredet. Es war ja nur der Versuch, am Ende hat er mir ja den Schlüssel gegeben, was sollte ich also Thema daraus machen? Am Ende würde mir ja doch jeder das vorwerfen, was ich mich selbst vorgeworfen habe: DU hast aufgehört dich zu wehren. Es also deine Schuld. Würde ich das ner Freundin so sagen? Niemals. Hab ich es mir aus Scham selbst vorgeworfen? Jahrelang. Also habe ich das Thema gemieden und es bis heute auch nur tröpfenchenweise hochgeholt, die ganze Geschichte erzähl ich grad zum ersten Mal. Das hab ich nichtmal in der Therapie getan. Ich brauchte Jahre um mir selbst zuzugestehen, dass auch, wenn sein Penis nicht in mich eingedrungen ist, das Trauma trotzdem eine Legitimation hat. Selbst wenn ich es heute
besser weiß, hält mich eine irrationale Scham noch davon ab, offen darüber zu sprechen.
Wann immer ich darüber nachdachte, ihn anzuzeigen, wurde die Idee stets schnell verworfen. Ich wusste, wie die Aussichten sind (die „Nein“ Reform kam ja auch erst 2016,
wenn ich mich nicht irre), man kann nichts nachweisen, Aussage gegen Aussage. Ich traute mich nicht mal, mich meinen Freundinnen zu öffnen, wie soll ich das vor fremden Polizisten
machen, nur um dann nicht mal ne Aussicht auf Erfolg zu haben? Undenkbar.
Traurigerweise glaube ich bis heute, dass auch X nicht verstanden hat, was er mir da angetan hat & wie Ernst die Lage für mich wirklich war.
Ich hoffe, dass wir eines Tages lernen, besser für Opfer da zu sein, die es schaffen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen und lernen, dass sich Unschuldsvermutung und Empathie für das vermeintliche Opfer nicht ausschließen müssen.
PS: Die Namen sind natürlich generisches ABC & X für den Täter, damit es keinen
Rückschluss zulässt, wen ich meine.
~Philina

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Nadine (3)

Ich war höchstens 14-15, habe gerade erst angefangen Interesse an Jungs zu haben und habe einen Typen durch den Verein kennengelernt. Wir haben sehr viel geschrieben, haben uns gut verstanden. Er war zu dem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Ich habe mich in ihn verknallt, er war sehr nett, witzig, und so kam es, dass wir uns treffen wollten. Er hat vorgeschlagen, dass ich bei ihm schlafen könne, er hätte sturmfrei. Ich hatte da schon eine Vermutung, dass er versuchen würde, mehr zu machen, jedoch war ich verknallt und hab mich für stark genug gehalten, im Zweifel „nein“ zu sagen, also bin ich zu ihm. Wir hatten einen sehr schönen Abend, haben Pizza gegessen und ich habe ihm beim Zocken zugeschaut. Ich war damals sehr schüchtern und hab wenig Wörter rausbekommen, schließlich war er mein Schwarm.
Ziemlich früh hat er vorgeschlagen, ins Bett zu gehen, da wir beide am nächsten Morgen früh aufstehen mussten. Er lag in seinem Bett, ich auf einer Matratze auf dem Boden. Ich konnte nicht einschlafen, dafür war es definitiv noch zu früh. Irgendwann kam er zu mir kuscheln, was ich noch sehr toll fand, doch seine Hände wanderten schnell zu meinen Brüsten. Ich habe seine Hände öfters aufgehalten, hab mich da jedoch noch nicht getraut, das „nein“ auszusprechen. Er wurde fordernder und hat mich untenrum angefasst. Ich habe mich schrecklich gefühlt. Ich wollte meinen Schwarm ja eigentlich nicht abweisen, doch für sowas war ich noch nicht bereit und habe „nein“ gesagt. Er ist aus dem Schlafzimmer gegangen, zurück ins Wohnzimmer, weiter zocken. Ich bin liegen geblieben, hatte Angst, wollte nach Hause, doch hab mich nicht getraut zu gehen. Nach Ewigkeiten bin ich eingeschlafen. Ich wurde geweckt, weil er mich wieder angefasst hat, er ist irgendwann zurück ins Schlafzimmer gekommen, wieder habe ich mich gewehrt, doch er war zu kräftig. Er hat angefangen, mich zu Fingern, jedoch nicht zärtlich, sondern sehr brutal. Als ich mich zu sehr gewehrt hatte, ging er wieder. Ich habe versucht wach zu bleiben, doch war ich viel zu erschöpft. Ich erinnere mich daran, wie viel Angst ich hatte, einzuschlafen. Ich habe meine Entscheidung bereut, zu ihm gegangen zu sein, schließlich hatte ich ja vermutet, dass er mehr will. Ich habe mich nicht mal getraut, auf Toilette zu gehen, obwohl mir alles Untenrum weh tat. Ich bin wieder eingeschlafen, er kam wieder, hat mich wieder brutal, fordernd und alles andere als angenehm gefingert, hat irgendwann aufgegeben und ist wieder gegangen. Ich kann nicht sagen, wie oft das in der Nacht passiert ist, wie oft ich so traumatisierend geweckt wurde, wie oft ich geweint habe, wie oft ich versucht habe, meine Ruhe zu haben. Ich bin sogar mal zu ihm ins Wohnzimmer, damit ich wach bleibe, wollte ihm lieber beim zocken zuschauen, hab versucht den Abend nicht zu schlimm enden zu lassen, habe mich sogar an ihn angekuschelt. Ich war ja verknallt in ihn. Er hat mich nach nicht mal 5 Minuten wieder weggeschickt. Er wolle nicht, dass ich bei ihm bin. Ich bin wieder ins Schlafzimmer, bin wieder eingeschlafen, er kam wieder. Diesmal hat er mich so hart gefingert, dass es unbeschreiblich weh tat, an seinen Fingern klebte Blut, mein Jungfernhäutchen war gerissen. Ich weiß noch, wie er das Gesicht verzog, als sei es etwas Widerliches und genauso hat er es an mir abgeschmiert. Mein Herz hat so geschmerzt. Damals hatte ich eine romantische Vorstellung vom ersten Mal und dieser ganze Abend lief so anders ab, als ich es mir vorgestellt habe und er tut mir so etwas schreckliches an und findet es dann auch noch eklig. Ich habe mich wie Dreck gefühlt, nutzlos, bedeutungslos, schmutzig, elendig. Er forderte, dass ich ihm einen blase, zu dem Zeitpunkt habe ich mich nicht mehr gewehrt, ich war müde, mir tat alles weh und ich wollte ruhe vor ihm. Also habe ich versucht ihm einen zu blasen, doch er bekam keinen hoch. Zusätzlich zu dieser Demütigung hat er mir die Vorwürfe dafür gemacht. Ich wäre schlecht darin, wäre zu dick, meine Brüste seien nicht schön und vieles mehr. Ich war 14. Auch ohne seine abfälligen Bemerkungen hatte ich komplexe gegenüber meinem Körper, besonders meinen Brüsten gegenüber, die für mein Alter schon immer recht groß waren und hingen. Ich habe geweint, all den Schmerz, psychisch, wie physisch, rausgelassen. Er hat mich wieder allein gelassen, bis ich aufgehört habe, zu weinen, wieder vor Erschöpfung einschlief. Diesmal hat er mich geweckt, in dem er mir sein Schwanz in den Mund gesteckt hat, doch auch da hat er keine Erektion bekommen. Auch dieses Schauspiel wiederholte sich häufig.
Kaum war es morgens bin ich aus der Wohnung geflüchtet. Ich habe nie wieder zu ihm Kontakt gehabt, hab niemanden davon erzählt. Er hat es geschafft in meinen Kopf es so darzustellen, dass das alles okay war, normal war, nur, dass ich schuld war, dass er keinen Ständer bekommen hat. Dass ich nicht gut war, dass ich das Problem war. Dass seine Taten nicht schlimm waren, denn ich wurde ja feucht.
Meine gesamten Beine waren blau von der brutalen Art, wie er mich angepackt hat. Mein inneres war komplett wund, weil er mich so hart und gnadenlos gefingert hat. Mein Bild Sex gegenüber war zerstört, dachte, ich könnte dabei kein Spaß haben, es würde immer so weh tun. Ich habe mich seit dem stark übersexualisiert, weil ich dachte, nur so würden mich Männer mögen, hatte jedoch immer sofort Angst, wenn es darum ging, weiter als nur Küssen zu gehen. Bis heute kann ich mich nicht vorstellen, dass jemand mich bzw meinen Körper hübsch findet, weil sofort sein Gesicht und seine Aussagen vor meinem Inneren Auge auftauchen.
Mir war zu keinem Moment klar, dass es eine Vergewaltigung war, denn ich war ja freiwillig bei ihm und war in ihn verknallt. Das ist mir erst wesentlich später bewusst geworden. Jetzt ist es fast 10 Jahre her und mich überkommt noch immer ein Schauer, wenn ich seinen Namen höre, kommt die Galle hoch, wenn über ihn gesprochen wird. Nur zwei Mal habe ich ihn seitdem nochmal gesehen. Einmal erneut freiwillig, jedoch auf öffentlichen Boden, weil ich hoffte, dass er kein Arsch ist. Ist er. Das zweite Mal bei einem Dorffest. Meine Schwester ist mit seiner damaligen Freundin befreundet und hatte mir nicht gesagt, dass er kommen würde. Ich hatte ihr, als ich erfahren hatte, dass sie ihn kennt, klar gemacht, wie sehr ich ihn hasse, habe ihr jedoch nie den Grund genannt, weil es mir peinlich war, ihr zu sagen, dass ich mit ihm intim war, oder sogar von ihm vergewaltigt wurde. Wir haben kein Wort gewechselt, doch ich habe mich wieder so gefühlt, als würde ich wach in seinem Schlafzimmer liegen und Angst haben, er käme zurück. Doch dadurch, dass ich mir lange nicht bewusst war, dass es eine Vergewaltigung war, habe ich sie nie zur Anzeige gebracht und er wurde nie verurteilt. Dem einzigen, den ich je davon erzählt habe, ist mein heutiger Partner, da ich vereinzelt durch das Thema Vergewaltigung, oder Sex getriggert werde. Jemanden davon zu erzählen, hat mir sehr geholfen selbst zu verstehen, was überhaupt passiert ist. Dass das ein 18-Jähriger war, der ein 14-Jähriges, ein minderjähriges, Mädchen vergewaltigt hat und ihr die Schuld gegeben hat. Ihr Selbstwertgefühl nachhaltig beschädigt hat. Ich wünschte mir, ich hätte es direkt jemanden erzählt.

Melanie (4)

Ich war 10 Jahre alt. Beim ersten mal.

Er war mein Nachbar und 18. Er war witzig und hatte ein Mofa und einen Computer. Ich bin in einer Neubausiedlung aufgewachsen, mit vielen Kindern jeden Alters. Niemand wunderte es also, dass ich ab und an rüber zu ihm ging und er mir in seinem Zimmer Videospiele am PC gezeigt hat.

Walpurgisnacht, der Abend an dem wir bis 12 Uhr draussen bleiben durften, wenn ein “Großer” dabei war. Es war dunkel und fing an zu regnen, ich wollte nicht nach Hause. Er lud mich zu sich ein, seine Eltern waren nicht da und er sagte wir könnten uns in die Bibliothek seines Vaters im Keller schleichen. Ich liebte Bücher.

Er zeigte mir Bücher. Bücher über Anatomie, Bücher mit nackten Menschen, und Hefte. Die Pornosammlung seines Vaters.

Mir war das unangenehm, aber er war der Große, Coole der sich mit mir abgab, der mir ein Geheimnis gezeigt hat.

Ein paar Tage später in seinem Zimmer, er spielte am PC, ich saß daneben und schaute zu, wie immer. Er griff sich in die Hose und holte sein Glied raus. Einfach so, ohne mich anzusehen.

Das nächste woran ich mich erinnere ist, wie ich auf auf seinem Bett lag, auf dem Bauch, mit runtergezogener Hose. Er über mir, wie er versuchte sein Glied in meinen Po zu stecken. Als ich schrie, drückte er mir meinen Kopf runter und streichelte mich. “ Das erste mal, tut immer weh, aber danach bist du eine Frau.”

Mein Nachhauseweg war nur um die Ecke, an Hecken vorbei. Ich hatte Schmerzen, blutete aus dem Anus, konnte kaum gehen. Ich weiß noch, wie ich versucht habe in die Hecke zu krabbeln und zu warten, bis es besser wird, damit niemand meine Tränen sieht. Ich weiß, dass ich starke Schmerzen hatte, aber das Gefühl, welches ich noch heute genauso empfinde wie damals, ist Scham.

Er steckte mir Zettel danach unterm Zaun durch. Darauf standen Dinge, die er mit mir machen will. Ich erinnere mich noch an Nachspielen einer Geburt, Petting, entjungfern und “aus meinem Penis trinken”. Ich kann nicht mehr sagen wie lange das so weiterging und wie oft ich danach noch dort war, diese Erinnerungen und was genau bei den anderen malen passiert ist, habe ich bis heute verdrängt.

Ich wurde in der Schule oft ohnmächtig danach, ich aß nichts mehr, zog mich sehr zurück. Bis ich mich meinem Klassenlehrer anvertraute, ihm den Zettel wortlos in die Hand gab.

Er wollte nur wissen, wer und rief danach meine Eltern an.

Meine Eltern sprachen mit seinen Eltern, danach wurde ich angewiesen nie mehr darüber zu sprechen. Er wurde nie dafür zur Rechenschaft gezogen, oder angezeigt. Wir taten einfach so, als existierten unsere Nachbarn nicht. Und ich fühlte mich schuldig, viele Jahre.

Ich bin 30, frisch getrennt, nach einer langen Beziehung. Habe ein bisschen was nachzuholen. Ich lebe in einer großen Stadt, bin oft in Clubs unterwegs, auf Singleplattformen. Ich treffe mich mit Männern, oft auch nur um Spaß zu haben in beidseitigem Einverständnis.

Ein Hotelzimmer, er hat mich dorthin eingeladen, ich habe eine feste Regel, ich schicke meinem bestem Freund immer den Standort, nur zur Sicherheit.

Heute nicht, ich hab’s einfach vergessen.

Er ist nett, gutaussehend, eloquent. Wir reden sehr lange, über dies und das.

Ich liege auf dem Bett. Wir küssen uns, ziehen uns gegenseitig langsam aus. Plötzlich ein blitzartiger Schmerz, er hat mir eine Ohrfeige verpasst. Ich bin zu verdutzt um zu reagieren und sehe wie das große weiße, Kopfkissen immer näher kommt. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich die Nachricht vergessen habe. Ich schreie, schlage um mich, kann nicht mehr atmen.

Als ich wieder wach werde, sitzt er angezogen im Sessel. Ich bin nackt, meine Lippe brennt.

Ich ziehe mich an, so schnell ich kann und laufe zum Parkplatz, zu meinem Auto. Steige ein, fahre los. Irgendwann halte ich das Auto an, bekomme keine Luft mehr, schaue mich im Spiegel an und sehe mein geschwollenes Auge und die blutige Lippe.

Als ich aussteige läuft mir Flüssigkeit die Schenkel runter, farblos.

Ich wollte den Täter anzeigen, ich wollte es wirklich. Ich wusste nicht mehr wo das Hotel war, wir hatten den Treffpunkt zuvor telefonisch ausgemacht. Ich hatte geduscht, ich wusste, man soll nicht duschen. Ich hatte nichtmal einen ganzen Namen, ich bin ja selbst schuld “zu ihm” zu gehen, das waren meine Ausreden.

In Wahrheit, war es die Scham.

Wenn man nicht mehr darüber redet, es ignoriert dann ist es auch nicht geschehen, so hat das doch damals auch funktioniert.

Heute weiß ich, dass etwas großes in mir unwiderruflich zerbrochen ist, beide male.

Mein bester Freund weiß bis heute nichts davon.


Franziska (5)

Ich bin Mitte 2018 mit meinem jetzt Ex-Freund zusammengezogen, nachdem wir einige Jahre lang eine Fernbeziehung führten. Für das Zusammenziehen habe ich meine Heimat verlassen. Wir kamen zusammen, als ich 15 und er 19 war (meine Mutter wusste über die Beziehung Bescheid und hat sie befürwortet). Nachdem ich 16 wurde, hatte ich mit ihm mein erstes Mal. Er hat sich in dieser Hinsicht zurückgenommen und sich nach meinem Tempo gerichtet. Wir hatten dieselbe Vorstellung unserer gemeinsamen Zukunft: Haus, Heiraten, Kinder. Es war also auch von Vorne herein klar, dass wir nicht ewig eine Fernbeziehung führen wollen. Da er aber aus beruflichen Gründen seinen Wohnort nicht ändern konnte, hatte ich mich entschlossen, nach Abschluss der Ausbildung mit ihm zusammen eine Wohnung in der Nähe seiner Arbeit zu suchen. So kam es dann 2018 auch. Jedoch hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits Zweifel, ob das was vor mir lag, auch das ist, was ich wirklich will. Ich hatte Zweifel entwickelt, was das Verlassen meiner Heimat (und damit auch meiner gesamten Familie und aller Freunde), die „klassische“ Zukunftsplanung anging und auch an der Beziehung selbst. Da wir zu dem Zeitpunkt aber schon ein paar Jahre zusammen waren, wollte ich nicht beim ersten Anflug von Zweifeln alles hinschmeißen. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ziemlich jung und unsicher, weshalb ich es nicht geschafft habe, mit ihm darüber zu reden. Ich wusste nicht genau, was ich will und was nicht. Ich habe mich trotz der Zweifel dazu durchgerungen, mit ihm zusammenzuziehen. Zunächst lief alles eigentlich ganz gut. Ich habe mich über die erste eigene Wohnung gefreut, fand meinen Job ok und war generell irgendwie „beflügelt“ durch diesen Neuanfang. Die positiven Gefühle des Neuanfangs ließen schnell wieder nach. Ich fühlte mich von Woche zu Woche unwohler an diesem Ort, in dem Job und in der Beziehung. Es dauerte nicht lange, da fing mein Ex-Freund an davon zu reden, dass wir uns ja dann bald mal um Kinderplanung/Hausbau etc. Gedanken machen müssten, da er nicht erst so spät Vater werden wolle. Als er das geäußert hat, habe ich geahnt, dass diese Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Ich realisierte, dass ich keine Kinder bekommen möchte. Vorher war es irgendwie „selbstverständlich“, dass ich eines Tages Kinder bekommen würde. Ich habe mich emotional nach und nach von ihm abgekapselt und wusste irgendwann, dass ich die Beziehung beenden muss und unbedingt wieder zurück in die Heimat will. Aber irgendwie konnte ich es nicht wahrhaben. Ich verstehe selbst nicht, wieso. Ich glaube, ich hatte sehr große Angst, ihm wehzutun. Er hat nämlich, nachdem wir zusammenkamen, nach und nach den Kontakt zu seinen Freunden verloren und ich wurde zu seiner einzigen Bezugsperson und befürchtete, dass es ihm den Boden unter den Füßen wegreißen würde, wenn ich mich trenne. Für ihn gab es nur noch ein „uns“ – er hat nicht mehr für sich selbst gelebt. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis. Diese Umstände, haben mich monatelang gelähmt. Ich wurde depressiv und teilnahmslos. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, wie es mir dort geht und dementsprechend auch nicht mit meinem Ex-Freund – er war ahnungslos darüber, was ich empfand und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Aufgrund all dieser Umstände, habe ich dann sämtliches sexuelles Interesse an ihm verloren, was ich wiederum ebenfalls (verbal) nicht kommuniziert habe. Allerdings habe ich mich teilweise anders verhalten.

Die ersten sexuell-bezogenen Situationen, an die ich mich erinnere, in denen ich mich unwohl fühlte, fanden an den Wochenenden statt. Ich wurde wach, weil mein Ex-Freund versucht hat, mich damit zu wecken, meine Brüste zu berühren. Ich hatte damit früher kein Problem, aber es begann, mich zu stören, also habe ich seine Hand weggeschoben und bin entweder aufgestanden oder versuchte, weiter zu schlafen. Das passierte mehrfach. Manchmal hat er es dann sein gelassen. Manchmal aber auch nicht. Manchmal berührte er mich weiter und manchmal habe ich mich nicht weiter gewehrt. Ich habe es mich nicht getraut. Nicht, weil ich Angst davor hatte, dass er mich zwingen würde, sondern weil ich enorme Schuldgefühle hatte und als wäre ich ihm das schuldig und mir fehlte jegliche Kraft, mich der Trennung zu stellen. Ich ließ es also über mich ergehen. Mehrfach. Ich konnte es irgendwann nur noch in Stellungen ertragen, in denen ich ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Ich habe mich nicht mehr aktiv am Sex beteiligt und ich habe aktiv versucht, an andere Dinge zu denken, um es hinter mich bringen zu können. Ich habe mich jedes Mal danach unglaublich schlecht gefühlt. Ich fühlte mich schmutzig, benutzt und übergangen. Ich war traurig, aber fühlte mich gleichzeitig wie betäubt. Und die Schuldgefühle steigerten sich ins Unermessliche. Glücklicherweise hatte ich keinen physischen Schmerz dabei empfunden, aber eben umso mehr psychischen.

Die Trennung von ihm fand Mitte 2019 dann in der bisher traumatischsten Nacht meines Lebens statt. Ich hatte ein paar Stunden vorher erfahren, dass mein Ziehvater sich das Leben genommen hatte. In dieser Nacht hat er mich zur Rede gestellt, weil er merkte, wie er selbst sagte, dass ich mich seit Monaten anders verhalten habe. In dieser Nacht hatte ich keine Kraft mehr, die Fassade aufrecht zu erhalten. Das klärende Gespräch folgte am nächsten Morgen, nach einer schlaflosen Nacht, in der ich mich gefühlt habe, als sei ich innerlich tot. Ich sagte ihm, dass unsere Vorstellungen einer Zukunft inzwischen völlig auseinandergingen und dass ich ihn nicht mehr liebe. Wie erwartet, war er völlig am Boden zerstört, er hat weinend auf dem Boden gekauert. Die Schuldgefühle haben mir die Kehle zugeschnürt, aber andererseits fühlte ich auch Erleichterung, dass ich nun wieder „frei“ bin, und mein Leben in die Richtung navigieren kann, in die ich es will. Noch am selben Tag fragte er mich, ob ich denn den Sex in den letzten Monaten überhaupt noch wollte. Ich bejahte. Er erläuterte, dass er sich gewundert habe, weil ich ihm fast nur noch den Rücken währenddessen zugewandt habe. Und wieder habe ich gesagt „nein, ich wollte das“. Ich habe es nicht geschafft, es ihm zu sagen, dass ich es nicht wollte, dass ich mich damit mehr als unwohl gefühlt habe. Aber was mich vielmehr schockiert hat: Er hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und hat einfach weitergemacht. Er hat während oder vor dem Sex nicht einmal gefragt, ob ich mich wohlfühle, ob ich das will, obwohl er gemerkt hat, dass ich mich anders verhalte. Aufgrund der Depression, habe ich lange gebraucht, wieder auf die Beine zu kommen und wohnte noch einige Monate mit ihm zusammen. Ich kann bis heute kaum realisieren, was mir da passiert ist. Ich rede mir immer noch ein, dass ich ja nicht nein gesagt habe, es einfach über mich ergehen ließ und nicht genug zeigte habe, dass ich das nicht will. Ich gebe mir wegen des schlechten Gewissens selbst die Schuld. Ich glaube nicht, dass es falsch war, dass ich es ihm nicht direkt nach der Trennung gesagt habe, weil ich ihn in dem Moment für psychisch extrem labil gehalten habe. Aber irgendwann hätte ich es ihm wohl sagen sollen. Wir haben sporadisch noch Kontakt, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, es ihm zu sagen oder ob es irgendeinen Mehrwehrt hat. Dementsprechend habe ich das auch nie zur Anzeige gebracht. Ich habe vor Kurzem meine erste Therapie wegen der Depressionen abgeschlossen, aber nicht ein einziges Mal über dieses Thema gesprochen. Ich äußere das hier gerade zum allerersten Mal und ich habe mehrfach angefangen zu weinen, als ich das geschrieben habe.

Ich bin froh darüber, dass ich nach diesem Erlebnis kein negatives Verhältnis zu Sex entwickelt habe und noch in der Lage bin, ihn zu genießen. In meiner jetzigen

Beziehung werden sämtliche Grenzen ohne Diskussion beiderseits akzeptiert und nichts Geringeres hat jeder Mensch verdient.


Christian (6)

Erst einmal vielen Dank für die Chance, diese Erfahrung zu teilen. Bitte seit nachsichtig, weil es das erste Mal ist, dass ich es in einem ernsthaften Kontext erwähne. Über mich: Heute bin ich Mitte 20, ich habe einen Migrationshintergrund und bin in einer gesunden Beziehung mit meiner jetzigen Freundin.

Mit 16 hatte ich meine erste Freundin (15), mit der ich mich auch getraut habe auszugehen und mich bei ihr zu treffen etc. Ich hatte davor keinerlei Erfahrung mit echten Mädchen und körperlichem Kontakt, da ich kulturbedingt nichts damit zu tun hatte und es nicht sollte, das führte später zu Problemen, beim Verstehen was da eigentlich passiert ist. Nach schon 3 Monaten der Beziehung wollten wir diverse (sexuelle) Dinge ausprobieren, die für uns beide neu waren. Wir waren natürlich etwas nervös, aber es war so eine komische Zeit des sexuellen Findens. Wir haben unsere ersten Erfahrungen miteinander gemacht und bis dahin war auch alles gut. Ich habe schnell gemerkt, dass sie davon sehr angetan ist und mehr wollte als ich, während ich etwas enttäuscht von der Erfahrung war. Nicht weil es oder sie schlecht war; ich war eher vom Gefühl enttäuscht, dass alle als so unglaublich beschrieben haben. Auf jeden Fall führte das dazu, dass sie die Initiatorin war und relativ dominant unser Sexleben bestimmt hat.

Nur kurze Zeit darauf hat sie eine Zahnspange bekommen, mit Spikes hinter den Schneidezähnen (keine Ahnung warum da diese Dinger waren). Die waren schon relativ Spitz und lang. Was folgt klingt komisch und ich habe lange gebraucht es mir irgendwie zusammenzureimen und habe heute noch Probleme damit es richtig zu verstehen. Sie hatte viel Spaß daran es oral zu machen, nicht nur bei ihr, sondern auch bei mir. Sie fing an und ich habe ihr gesagt, dass das nicht geht, weil die Spikes mir wehtun. Sie hat mich erst ignoriert und wollte es langsamer machen, aber es war wirklich schmerzhaft. Ich habe versucht mich wegzuziehen, aber sie wurde sehr wütend, hat mich runtergedrückt und gesagt, dass ich es genießen soll und mich nicht anstellen soll. Ich weiß nicht, ob sie es sich oder mir beweisen wollte, aber ich war so verwirrt und verunsichert, dass ich es versucht habe. Ich habe wieder versucht es abzubrechen, aber hab direkt darauf Angst bekommen, als sie meinen Kopf nach hinten gedrückt hat und nicht mal mehr was sagte. Ich hatte solche Schmerzen, dass nichts daran wohltuend war, aber ich habe mir sowas gedacht wie „hey du kriegst grad was, chill mal“. Nach einigen Minuten habe ich so getan, wo ich dachte, dass es jetzt realistisch ist, dass ich komme und habe mir ein Top genommen und es an mich gehalten. Sie war froh und meinte, dass es doch nicht so schlimm sein kann, wenn ich gekommen sei und hat versucht weiter zu machen. Ich meinte, dass ich erst ins Bad will. Im Bad überkam es mich, als ich gesehen habe, dass mein kleiner sehr Wund war und an einer Stelle sogar geblutet hat (eine kleine Narbe habe ich da heute noch). Ich war so verängstigt, dass ich nicht wusste wohin mit mir. Ich bin direkt aus der Wohnung und habe ihr geschrieben, dass mein Vater mich sucht und ich dringend losmüsse. Beim gehen hat es noch wehgetan und ich musste etwas grinsen, weil mir sowas verrücktes noch nie passiert ist. Ich bin rumgelaufen und hatte so viele Gedanken im Kopf. Ich kann es keinem sagen, weil man mich wegen den sexuellen Taten verurteilen würde und ich Gefahr laufen könnte ausgelacht zu werden, weil ich nicht dominant war und es beendet hab. Zuhause habe ich es dann etwas behandelt und habe angefangen leise zu weinen, sodass keiner was mitbekommt. Sie hat mir so wehgetan und ich konnte oder wollte nichts machen, ich kann es keinem sagen und ich kann keine Hilfe bekommen, weil es sonst rauskommt. Ich bin sogar noch mit ihr zusammengeblieben, aber nur kurz und ohne sexuelle Aktivität. Sie hatte sich entschuldigt, aber es war nichts Großes und hat mir Zeit gegeben, aber auch nur weil ich nicht den Mut hatte, richtig zu erzählen, wie es war. Ich habe auch darauf niemandem was gesagt und habe nicht mal darüber nachgedacht, dass das ne Vergewaltigung war, weil es ja anders gewesen sei. Auch heute bin ich mir nicht sicher was es war.

Jahre später habe ich es gegenüber Freunden erwähnt und erntete nur Gelächter und so wurde diese schreckliche Erfahrung für alle und für mich „nur“ eine lustige. Mittlerweile bin ich drüber weg, aber hab gemischte Gefühle, wenn ich daran denke und auch die Sexpraktik meide ich seitdem komplett.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Seit nicht wie ich, teilt euch jemandem mit auch wenn du ein Junge bist, auch wenn in unseren Kreisen kein Mann bist, wenn du nicht sagst wie es läuft. Selbst wenn du nichts ändern möchtest, rede mit jemandem und friss es nicht in dich hinein. Es ist 

Alina (7)

Ich weiß nicht mehr das Datum oder den Tag. Das schiebe ich mal auf den kindlichen Verdrängungsmechanismus zu diesem Zeitpunkt war ich 11 Jahre alt.

Meine Oma hat nach dem Tod meines Opas einen neuen Partner gefunden. Er war ein Opaersatz für meinen Bruder und mich. Irgendwann begann er mir näher zu kommen. Zog mein T-Shirt hoch, fasste mich am Bauch an, wollte dass ich häufiger auf seinem Schoß sitze.

Das hätten wohl die ersten Warnzeichen sein müssen, die ich mit 11 allerdings nicht
wahrnahm. Ich war bei meiner Oma zu besuch. Ob es Ostern, ein Geburtstag oder einfach ein kleines Familienfest war kann ich nicht mehr sagen. Es war schon spät am Abend mir wurde langweilig und ich fragte ob ich Fernsehen durfte. Ich zog mich ins Wohnzimmer zurück und sah mir mit meinem Bruder Cartoons an.

Nach einer Zeit kam der Partner meiner Oma dazu und setzte sich zu mir auf den Sessel. Er zog mich wieder auf seinen Schoß. Dann begann er mir den Bauch zu streicheln. Erst über dem T-Shirt dann nach und nach darunter. Ich konnte es nicht zuordnen, fühlte mich unwohl aber wusste nicht was ich tun sollte. Er streichelte mich nun vermehrt am Bund meiner Hose und schlussendlich schob er die Hand in meine Hose und legte seinen Finger in meine Scheide. Ab diesem Moment, hatte ich das Gefühl mein ganzer Körper wurde taub. Ich hatte Angst und war wie erstarrt. Ich spürte ihn in meinen Nacken atmen und Dinge in mein Ohr flüstern wie ich solle die Beine weiter öffnen und ich sei ein braves Mädchen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Jedes Mal, wenn jemand den Raum betrat zuckte er zusammen und zog seine Hand aus meiner Hose. Jedoch machte er weiter sobald diese Person weg war.

Ich kann mich an das was direkt danach geschah nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch ich fühlte mich eklig, traurig und unfassbar allein. Ich verstand nicht genau was passiert war. Ich wusste nur es war falsch und ich hatte Angst. Gleichzeitig fühlte ich mich schuldig, weil ich nichts gesagt hatte, mich nicht gewehrt hatte.

Meine Mama hat es damals so beschrieben, dass mein Wesen sich vom einen auf den anderen Tag gewandelt hatte. Vom fröhlichen, lustigen kleinen Mädchen zu einem Kind das kaum noch sprach, viel allein sein wollte, ich wurde ständig krank, hatte Albträume und Angstzustände. Das Verhalten wurde auf die Scheidung meiner Eltern geschoben, die ca. ein halbes Jahr vor der Vergewaltigung war.

Erst als ich 15 war traute ich mich einer Freundin davon zu erzählen. Sie half mir es meiner Mama und anschließend auch meinem Papa zu sagen. Mein Papa konfrontierte den Partner meiner Oma noch am Selben Tag. Er stritt natürlich alles ab. Ich hätte es mir nur ausgedacht um Aufmerksamkeit zu bekommen, ich sei einfach ein schwieriger Teenager, ich hätte mit dem Vorwurf sein Leben zerstört. In einem Brief den er irgendwann an mich und meine Mama schrieb, gab er es zwar nicht zu, deutete aber in einem sehr merkwürdigen, verschachtelten Satz an ich hätte es doch gewollt... Mit 11 Jahren...

Inzwischen bin ich 29. Meine Oma glaub mir noch immer nicht. Mein Papa hat sich damals mit den Worten, das ist zu viel für ihn und er möchte darüber nicht mehr sprechen zurückgezogen. Er hat erst vor ein paar Monaten meine Seite erneut angehört und angefangen mir zu glauben. 14 Jahre später.
Meine Mama, mein Bruder und meine Freundin standen von Anfang an hinter mir. Sie halfen mir als ich eine Therapie anfing, stärkten mich und unterstützten mich. Ich habe lange gebraucht und habe noch immer mit meiner Sexualität, Männern und Beziehungen
Probleme. Ich hatte mich Schuldig gefühlt als ich meinen Partnern davon erzählt habe, weil sie so eine die sowas mit sich hat machen lassen nun am Hals hatten. Ich sah mich selbst als Wertlos und dass Männer mit mir machen dürfen was sie wollen. Weil das mir mit 11 Jahren vermittelt wurde. Brav zu sein. Zu schweigen. Und dass es meine Schuld war.

Ich habe die Vergewaltigung niemals angezeigt. Ich würde von meiner Oma und meinem Papa unter Druck gesetzt es nicht zu tun. Ich würde ja sein Leben zerstören. Was er zu diesem Zeitpunkt mit meinem Leben gemacht hat war nicht relevant. Heute wünschte ich mir öfter ich hätte es getan. Dadurch das ich es nie angezeigt habe, ist er nie verurteilt

Hannah (8)
Ich war 17 als es mir zum ersten Mal passierte, er war mein Freund. Es war eigentlich ein Abend wie jeder andere, er besuchte mich an seinem freien Wochenende, ich hatte ihm sogar extra Geld zum tanken gegeben um ihn sehen zu können. Wir haben ganz normal den Abend auf dem Sofa verbracht und Filme gesehen. Irgendwann sind wir dann Richtung Bett und wollten schlafen. Mir ging es den Abend nicht gut daher war mir nur nach kuscheln und da war für ihn das Problem. Er sei ja extra zu mir gefahren, nun wolle er auch Sex. Während er noch darüber diskutierte ob und warum er sich ja Sex verdient habe, fing er bereits an mich zu berühren. Ich sage mehrfach nein, zog mich zurück, aber das war ihm egal. Er nahm sich immer mehr was er wollte. Legte sich irgendwann auf mich, damit ich mich nicht mehr bewegen konnte. Hielt meine Hände fest damit meine Hände und Nägel ihn nicht noch mehr zerkratzten während ich mich wehrte. Und dann drang er in mich ein, nahm sich endgültig was er wollte. Ich weinte und flehte ihn an aufzuhören. Im Nachhinein fühlte es sich an wie Stunden. Irgendwann gab ich auf, die Tränen liefen weiter, aber ich wurde still. Bewegte mich nicht mehr, erstarrte förmlich. Ließ es einfach über mich geschehen.

Als er fertig war legte er sich zufrieden hin und schlief direkt ein. Ich hingegen lag in embryonal Haltung im Bett und weinte bis ich irgendwann aus Erschöpfung einschlief. Immer mit dem Gedanken was ich falsch gemacht habe, warum ich ihm nicht einfach gegeben habe, was er wollte. Was hätte ich anders machen müssen. Etwas später trennte er sich von mir, ich war ihm nicht genug, gab ihm nicht was er brauchte. Wieder sah ich die Schuld nur bei mir. Er gab mir die Möglichkeit die Beziehung noch zu retten; ein Dreier oder Analverkehr. Ich habe wirklich mit mir gerungen es zu tun. Aber zum Glück konnte ich das nicht. Ich bin dankbar das irgendwas in mir sich gegen weitere Grenzüberschreitungen gewehrt hat.

 Das schlimmste für mich war und ist auch irgendwie, dass er mir selbst über 8 Jahre später immer noch schreibt, Kontakt sucht, mich treffen will. Und sagt dass das was zwischen uns war ja nicht so schlimm gewesen sei. Aber leider war’s nur für ihn nicht schlimm.

Was an diesem Abend eigentlich wirklich passierte, wurde mir erst später bei den Gesprächen mit einer Therapeutin klar. Sie versuchte mich noch davon zu überzeugen ihn dafür anzeigen zu müssen. Ich hatte Angst, dass es mir eh keiner glauben wird. Ich wäre nur die ex die traurig sei, dass man sich getrennt habe, niemand glaubt jemandem der verlassen wurde. Trotz aller Mühe meiner Therapeutin zeigte ich es nicht an. Ich konnte nicht.

Ein zweites Mal passierte es mir etwa 4 Jahre später durch ein Tinderdate. Die Vergewaltigung selbst blieb mit dieses Mal nicht so vor Augen. Schlimmer war zwei Tage danach das Gespräch in der Apotheke für die Pille danach. Die Geschichte die ich mir einfallen lassen musste um diese zu bekommen weil ich mich nicht entblößen wollte. Die Nebenwirkungen der Pille danach hielten mir den Vorfall noch lange vor Augen. Aber ich sah dieses Mal die Schuld nicht bei mir, auch wenn Außenstehende sie mir gaben. Dank der Therapie war mir klar, ich hatte nicht Schuld an den übergriffigen Handlungen. Nicht bei diesem Mal und nicht beim Mal davor.

Vor 2,5 Jahren hatte ich ein Date welches mir zeigte, was die Vergewaltigungen in mir kaputt gemacht hatten. Zuvor dachte ich, ich müsse mit Männern schlafen um ihnen zu gefallen. Es sein selbstverständlich dass ich einfach mache was sie wollen. Das Date und ich trafen uns am Strand. Es war allgemein ein wunderschöner Abend. Wir unterhielten uns super und irgendwann fragte er mich ob er mich küssen dürfe. Ich muss ausgesehen haben, als hätte ich nen Alien gesehen und entgegnete ihm dass er dass doch einfach machen können. Und er sagte es sei doch wichtig dass ich das auch will. Der Kuss war besonders, ich fühlte mich wertgeschätzt. An diesem Abend ging es körperlich auch noch weiter, bei jedem Schritt, versicherte er sich ob ich einverstanden sei. Im ersten Moment war es komisch für mich. Aber er gab mir endlich wieder eine Stimme, endlich die Wahl ohne schlechtes Gewissen nein sagen zu können. Er zeigte mir dass ich die Entscheidung über meinen Körper habe, obwohl er nicht wusste was mir passiert war. Es war zwar nur ein gemeinsamer Abend. Aber dieser half mir so sehr mit mir und meiner Sexualität wieder ein gesundes Verhältnis einzugehen und wie wichtig auch die Frage nach Einverständnis ist.

Über die beiden Vergewaltigungen wussten erst nur meine Therapeutin und eine sehr enge Freundin. Inzwischen weiß auch ein Teil meiner Familie Bescheid und ich kann auch so offen drüber reden, denn ich habe meinen Frieden mit dem gefunden was mir passierte.

Auch jetzt, Jahre später, möchte sie nicht anzeigen. Ich bin nicht mehr das Mädchen dass sie damals berührten. Ich bin eine starke selbstbewusste und selbstbestimmte Frau geworden, die endlich für sich selbst und ihre Sexualität einstehen kann trotz einer schwierigen Vorgeschichte. Und was mir sehr geholfen hat war mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich nicht allein bin. Es gibt leider viel zu viele Frauen die Opfer von so etwas wurden. Aber wir sind nicht allein.

Christine (9)

Hallo, ich bin Christine und noch gar nicht so lange Teil der Freiraumreh-Community. Trotzdem habe ich genau hier einen Safespace gefunden und schätze sehr, wie selbstverständlich auch schwierige Themen, wie Gewalt, Rassismus oder Sexualität besprochen werden. Dieser Eindruck hat mich dazu gebracht, mich auf Kims Aufruf auf Twitter zu melden und zum allerersten Mal meine Erlebnisse zu teilen.


Ich bin Opfer von Vergewaltigungen geworden und das auch noch in dem Raum, in dem man sich eigentlich vollständig sicher fühlen und sich fallen lassen können sollte. Es passierte vor ca. 9 Jahren. Ich war gerade mit meinem damaligen Freund zusammengezogen. Die erste eigene Wohnung mit der ersten ernsthaften Beziehung. Das erste Mal nach 3 Jahren waren wir nicht mehr unter der Kontrolle unserer Elternhäuser. Ich wusste damals nicht, was toxische Beziehungen sind. Erst viele Jahre später wurde mir bewusst, dass nichts mit MIR falsch gewesen war.


Mein Ex-Freund verstand es sehr gut meine Verlustängste zu schüren, in dem er mich bei jedem noch so kleinen Streit ignorierte und jedes Betteln nach Klärung von sich wies. So lange bis er es für den richtigen Moment hielt, um als der einsichtige Part in der Beziehung zu mir zu kommen und den Streit „beizulegen“. Ich setze das Wort absichtlich in Anführungszeichen. Denn meine Tränen waren noch nicht getrocknet und meine Panik, dass er sich von mir trennt, waren noch nicht ganz beruhigt, da fing er an Versöhnungssex von mir einzufordern. Die ersten Male war ich einfach heilfroh, meine Beziehung in Sicherheit zu wissen und willigte ein. Im Laufe der Monate wurde mir aber jedes Mal unwohler dabei, ließ mich aber immer wieder überreden. An eines der letzten Male erinnere ich mich noch sehr gut. Das war nämlich das erste und einzige Mal, dass ich während des Vorspiels meine Meinung ändern wollte. Ihm war das nur leider egal und auch meine anhaltenden Bitten aufzuhören und meine unter Tränen hervorgewürgten Hinweise, dass er mir weh tat, interessierten ihn nicht. Er machte weiter und weiter und meine Reaktion schien ihn nur anzustacheln. Ich ließ es irgendwann einfach nur noch über mich ergehen. Als er fertig war, rollte ich mich so klein zusammen, wie ich nur konnte und weinte noch ein sehr lange Weile für mich allein. Er hingegen stand auf, zog sich an und ging weiter seinem Alltag nach.


Irgendwann hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich mich anzog und ihm hinterher ins Wohnzimmer ging. Die Vergewaltigung selbst hatte in unserem gemeinsamen Bett im Schlafzimmer nebenan stattgefunden. Ich wusste damals sehr wohl, was da geschehen war und konnte es nicht fassen. Als ich ihn nun mit verweintem Augen anschaute, sah ich Wut in seinem Gesicht. Er war allen Ernstes wütend auf mich gewesen, dass ich ihn einfach so hatte abweisen wollen. Ich versuchte mit ihm über das Passierte zu reden, doch von ihm kamen nur Aussagen wie: „Dann fasse ich dich eben nie wieder an.“ oder „Dann können wir die Beziehung ja auch sein lassen, wenn du keinen Sex mehr willst.“ Ich in meinem damaligen naiven Denken einer 21-Jährigen hatte - wie schon zuvor – extreme Panik vor der Trennung und der anschließenden Einsamkeit. Auch damals schon war eine meiner prägnanteren Eigenschaften meine aufopfernde Liebe für, die Menschen die mir die Welt bedeuteten. Ich fing an, die Schuld bei mir zu suchen und habe noch weitere Monate über mich ergehen lassen.


Zur Trennung kam es aufgrund seiner Untreue und eines neuen Freundeskreises, in den ich zufällig hereingerutscht bin und der mich bestärkt hat, diese Beziehung zu beenden. Der krönende Abschluss war häusliche Gewalt beim Streit um das Sorgerecht für unsere gemeinsame Katze und einen nicht angekündigten Auszug seinerseits bei dem er sämtliche Möbel mitgenommen und meine persönlichen Sachen zusammen mit 12 Menschen aus seinem Bekannten- und Familienkreis in der ganzen Wohnung verstreut hat. Dies betraf auch zum Beispiel meine Unterwäsche und ich musste mir beim Eintreffen an meiner Wohnung tiefste Beleidigungen und Anfeindungen anhören. Angeblich sollte ich ihn geschlagen haben und er hätte sich nur gewehrt. Alle vor Ort glaubten ihm. Und das obwohl er keinerlei Verletzungen aufwies und ich kaum stehen und gehen konnte aufgrund eines riesigen Hämatoms im Bauchbereich, das er mir mit Tritten am Vortag zugefügt hatte. Diese Tat habe ich im Übrigen nach gutem Zureden meiner Familie und neuen Freunden zur Anzeige gebracht. Aber diese wurde ein paar Wochen später fallen gelassen aus mangelndem öffentlichen Interesse und keinerlei vorhandenen Zeugenaussagen. Man kann sich also vorstellen, wieso ich im Nachhinein niemandem je erzählt habe, dass er mich auch vergewaltigt hatte. Wer sollte mir glauben, wenn selbst offensichtliche frische Verletzungen nicht für eine Anklage ausreichten? Ich trage dieses Geheimnis nun schon seit 9 Jahren mit mir herum und weder meine Familie noch meine Freunde wissen davon. Auch nicht mein jetziger Partner und Sohn meines 2-jährigen Sohns.


Ich weiß, dass therapeutische Hilfe sicherlich notwendig wäre um meine Erlebnisse aufzuarbeiten. Ich konnte mich bisher jedoch nicht dazu durchringen, aus Angst nicht gehört oder verstanden zu werden. Stattdessen lebe ich mit meiner Scham und den psychischen Folgen. Nachdem die Vergewaltigung passiert war, begann ich mich zu verändern. Ich rutschte in eine Essstörung. In meinem Fall nicht die Magersucht sondern das andere Extrem. Bis heute esse ich in Stresssituationen heimlich und anfallartig. In dem Moment gibt mir das ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit. Außerdem kann ich sexuelle Annäherungen nur schwer oder gar nicht ablehnen, wenn ich nicht in der Stimmung bin. Ich verfalle dann einfach in einen Autopiloten und spiele dann die heile Welt und Freude am Sex. Auch gelegentliche depressive Schübe gehören zu meinem Alltag.


Als Mutter eines Kleinkinds habe ich manchmal zu kämpfen, meinen Stresspegel zu kontrollieren. Der Kleine gibt mir jedoch auch viel Kraft und Lebensfreude. Er liebt mich bedingungslos, egal wie viele Kilos ich zu viel auf den Rippen habe und welche Fehler ich in mir selber suche. Für ihn bin ich einfach seine Mama. Ich werde mir die größte Mühe geben, ihn nicht zu so einem Monster heranwachsen zu lassen und ihm den Respekt vor anderen Menschen und dessen Grenzen beizubringen.


All dies nun nach so langer Zeit jemandem zu offenbaren, und sei es auch anonym, gibt mir hoffentlich den Mut, mir endlich helfen zu lassen und meine Vergangenheit aufzuarbeiten.


Ich danke Kim für die Möglichkeit, meiner Geschichte und der vieler anderer Betroffenen eine Stimme zu verleihen.


Anna (10)

Meine Vergewaltigung ist jetzt 20 Jahre her. Ich war damals 16. Die Täter: Mein damaliger Freund und sein Cousin. - Ich kann mich nicht mehr an alle Details

erinnern und vielleicht ist das besser so. –


Wir waren schwimmen an dem Tag und die Blicke und das Getuschel zwischen den beiden zwar merkwürdig, aber gedacht hab ich mir nix dabei. Ich war ja so verliebt (oder hab es mir eingebildet. Heut weiß ich, dass da viel Manipulation dabei war). Wir sind dann rein gegangen, haben Karten gespielt. War lustig, aber irgendwie merkwürdig. Mein Ex schlug dann vor, dass sein Cousin doch mal meine Brüste anfassen könne, wir sind ja unter uns. Ich wollte das nicht. Er hat versucht mich zu überreden und als ich immer noch nicht wollte, hat er mich an den Schultern gepackt und aufs Bett gedrückt. Hat mich fest gehalten, während sein Cousin mir das Oberteil hoch geschoben hat, meine Hose runter gezogen und mich überall begrapscht hat. Ich hab angefangen zu weinen und kann mich noch erinnern, dass mein Ex mich "ein braves Mädchen" nannte, während sein Cousin in mir war. Irgendwann hab ich dann resigniert. Was sollte ich auch ausrichten gegen 2 junge Männer, die mir beide körperlich überlegen waren. Bin nur da gelegen, hab die Augen zugemacht und gehofft, dass es bald vorbei ist. Als sein Cousin fertig war meinte mein Freund er ist jetzt dran und ich soll dann entscheiden wer von ihnen besser wäre. Ich hab noch einmal versucht nein zu sagen. Hab gesagt, dass ich nicht will, dass er mich anfasst. Nie wieder. Aber es war ihm egal. Als er auch endlich fertig war haben sich die beiden angezogen und sind nochmal nach draußen. Ich hab gehört wie sie gelacht haben. Wie geil sie sich nicht fanden. Und ich lag da und hatte nicht mal die Kraft zu weinen...


Ich fühlte mich...


Schuldig, weil ich mich nicht noch mehr gewehrt habe. Weil ich nicht sofort aufgestanden bin und gegangen bin.


Schuldig, weil ich nicht vielleicht schon früher die Warnzeichen gesehen habe. Das Getuschel den ganzen Tag beim Schwimmen. Die merkwürdigen Blicke von seinem Cousin. Aber ich hab mich doch unwohl gefühlt, warum hab ich nicht auf mein

Bauchgefühl gehört?! 


Schuldig, weil ich hatte ja den ganzen Tag nur einen Bikini an und mich erst wieder angezogen als wir vom See weggegangen sind.


Schmutzig, benutzt und betrogen. Ich habe ihm vertraut, er war meine erste große Liebe sozusagen. Er war der erste Mann mit dem ich Sex hatte. Und er hat mein Vertrauen ausgenutzt, auch meine Naivität die ich damals vielleicht hatte.


Ich hab seine Anrufe und SMS nicht mehr beantwortet, hab kein Wort mehr mit ihm geredet und versucht alles zu ignorieren, was von seiner Seite her kam. Irgendwann hat er dann wohl einfach aufgegeben. Oder eine Neue gefunden, ich weiß es nicht.


Eine Zeit lang, kurz danach, hab ich versucht alles zu verdrängen. Bin jedes Wochenende weg gegangen und hatte jedes Wochenende mit jemand anderem Sex.

Warum? Weil ich das Gefühl die Kontrolle über MEINEN Körper wieder zu erlangen. Weil ICH bestimmen konnte und wollte mit wem ich schlafe und mit wem nicht. Eine merkwürdige Reaktion. Ich weiß, viele reagieren genau gegenteilig, ziehen sich zurück. Aber ich war nicht so... Ich war als Schlampe verschrien, weil ich, bis ich meinen heutigen Partner kennen gelernt habe 2 Jahre später, so viele Sexpartner*Innen hatte, dass ich mich nicht mal mehr an alle Namen und Gesichter erinnern kann.


Angezeigt hab ich ihn nicht. Hab mich nicht getraut, weil ich mir damals gedacht hab, die Polizei schickt mich weg, wir waren ja immerhin zusammen. Er war ja, damals, mein Freund.


Ich bin heute in Therapie deshalb, arbeite auf, weil ich vieles bis vor wenigen Jahren verdrängt hatte. Die ganze Beziehung zu diesem Mann war toxisch, wie man heute sagt. Und die Vergewaltigung das Ende mit Schrecken. Ein Gedanke an dem ich festhalte. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Sozusagen.


In manchen Bereichen wirkt sich das Erlebnis auch heute noch aus, obwohl es jetzt 20 Jahre her ist. Beim Sex mit meinem Partner zum Beispiel. Er weiß davon, ich vertraue ihm zu 100%, wir sind schon sehr lange zusammen. Trotzdem gibt es Dinge, die ich nicht aushalte. An den Schultern gehalten zu werden zum Beispiel. Bestimmte Dinge gesagt bekommen, währenddessen. Ich breche den Sex dann nicht ab, aber ich werde steif wie ein Brett, starre an die Decke und bin irgendwie „ganz wo anders“, vielleicht weil ich damals in dem Moment wo anders sein wollte.


Das ist meine Geschichte. Ich hab sie nicht oft erzählt. Und nicht vielen. Eigentlich

kann ich die Menschen, die davon wissen, an einer Hand abzählen. Und trotzdem

möchte ich, dass sei gehört wird.


Kerstin (11)

Ich war 16 Jahre alt und hatte gerade meinen ersten richtigen Freund. Er war ein paar Jahre älter als ich und, er hat mir „beigebracht“, was Liebe ist: Er hat mir unzählige Geschenke gemacht, mich in schicke Restaurants ausgeführt und dafür gesorgt, dass ich mich fühlte wie in einem Hollywoodfilm. Natürlich gab es auch Momente, wo wir einfach ganz unglamourös zusammen seine Hausarbeit erledigt haben – auch das gehörte dazu. Doch durch ihn habe ich auch gelernt, dass Liebe verwirrend sein kann, wenn er wütend oder traurig wurde und ich mich plötzlich oft für Dinge entschuldigte, die außerhalb meiner Macht lagen. Dank ihm habe ich auch gelernt, dass Liebe ein ungutes Gefühl im Bauch sein kann, nämlich dann, wenn er wieder dieses Glimmen in den Augen hatte. Auf seinem Lehrplan stand auch, wie viel Angst in Liebe stecken kann, falls ich es wagte, ihm zu widersprechen und schließlich, dass Liebe auch sehr schmerzhaft sein kann, falls ich mich nicht seinen Vorstellungen entsprechend benahm. Vor allem aber lernte ich, dass Liebe sich wie die Hölle anfühlen konnte, wenn „Nein“ keine Bedeutung mehr hat.


Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als es geschah, auch an Details, die sich in mein Gedächtnis gebrannt haben und die ich vermutlich nie wieder loswerde: wie die Maserung des Fußbodens, die Farbe meines Shirts und dem Geruch seines Aftershave. Trotzdem fühlt es sich nach all den Jahren immer noch unwirklich an. Als wäre es jemand anderem passiert oder als ob alles nur ein böser Traum war, den ich einfach nicht vergessen kann. Es war sein Geburtstag und das Geschenk, was ich ihm gemacht hatte, war „nicht angemessen“. Ich hatte extra mein Taschengeld für ihn gespart und trotzdem wirkte mein Geschenk gegen die, die er mir ständig machte, unbedeutend – das ließ er mich auch wissen und machte einen Vorschlag, wie ich sein Geschenk „aufwerten“ könnte. Ich schüttelte den Kopf und lachte – weil ich es zu dem Zeitpunkt noch für einen Scherz hielt, schließlich waren wir bei mir zuhause und meine Eltern direkt im Zimmer nebenan. Zunächst beließ er es auch dabei und ich lehnte mich neben ihn an das Fußende meines Bettes, als wir einen Film ansahen. Eigentlich war alles so wie immer. Doch irgendwann wanderte denn seine Hand unter mein Shirt an meine Brust. Ich wand mich und versuchte, ihn wegzudrücken, doch anstatt seine Hand wegzunehmen, verharrte er über mir. Er war stärker als ich und in dem Moment wurde mir das wirklich bewusst. Ich glaube, das war auch der Augenblick, in dem ich das erste Mal Angst vor ihm bekam. Er begann mit leiser Stimme auf mich einzureden, während er mit einer Hand meine Hände festhielt, damit ich mich weniger wehren konnte. „Komm schon, ich hab Geburtstag und es wird doch niemand merken. Sonst gefällt es dir doch auch und du bist fast schon Nymphomanin. Kannst du dir da jetzt sicher sein, dass du jetzt nicht willst? Wir können doch mal anfangen und schauen. Es dauert auch sicherlich nicht lange.“ Als ich mich weiter wehrte und widersprach, drückte mir abwechselnd die Hand auf den Mund und küsste mich: „Damit ich schön leise bin“, schließlich „wollen wir ja nicht deine Eltern auf den Plan rufen“, während er meine Jogginghose aus dem Weg zerrte. Zu diesem Zeitpunkt war ich in Panik und ich fühlte mich unendlich hilflos – denn nichts was ich tat stoppte ihn.


Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt immer gedacht: So etwas kann mir nicht passieren. Vergewaltiger waren doch irgendwelche gruseligen Kerle, die einem nachts in irgendwelchen dunklen Ecken auflauerten und falls ich so einem je begegnete, würde ich schreien und ihm in die Eier treten!... Doch wenn alle Worte erstickt werden und die Hände der Person, von der man dachte, dass man sie liebt, einem die Kehle zudrücken, dann friert man irgendwann einfach ein und hofft, dass es schnell vorbeigeht. Man ist irgendwann nur noch körperlich da und obwohl man den Schmerz spürt, kann der Verstand ihn doch nicht begreifen.


Danach habe ich mich einfach leer gefühlt. Es war wie als wäre ein Teil von mir auf dem Boden vor meinem Bett gestorben. Er ist danach mit mir ins Bad gegangen, unter die Dusche „Um uns sauber zu machen“. Die Hände, die mich eben noch festhielten, wuschen mich jetzt und ich fühlte mich schmutziger als jemals zuvor. Und noch etwas später? Ging alles seinen gewohnten Gang. Ich ging zur Schule, traf mich mit Freunden und es passierte immer wieder und wieder. Vermutlich fragt sich jetzt der ein oder andere? Warum war sie so blöde und ist bei so einem Kerl geblieben? Ich weiß es nicht. Ich dachte einfach, dass das in der Liebe dazu gehört und ich hatte Angst. Wie heißt es doch so schön? In guten wie in schlechten Tagen. Als ich einer Freundin erzählte, was geschehen war, meinte sie, dass sie an seinem Geburtstag immer mit ihrem Freund schlief und dass mein Freund doch so nett war, dass sie sich gar nicht vorstellen könne, dass da eine böse Absicht dahinterstecken würde. Ich würde vermutlich überreagieren und vielleicht dachte er, ich würde es etwas rauer mögen.


Nach einem Jahr konnte ich nicht mehr. Ich schaffte es endlich, mich von ihm zu trennen, doch dadurch war es noch lange nicht vorbei. Er lauerte mir überall auf: Nach der Schule, Online, zuhause und als er feststellte, dass er mich so nicht zurückgewann, erzählte allen, dass ich vollkommen verrückt sei. Zuerst versuchte ich noch, dagegen zu halten in dem ich meine Seite der Geschehnisse erzählte, doch mir glaubte beinahe niemand. Auch das Mädchen nicht, dass später mit ihm zusammenkam und dass ich versuchte zu warnen.


Trotzdem habe ihn damals nicht angezeigt. Es gab keine Beweise abgesehen von meiner Aussage und ich war schließlich noch jung und dumm und er wirkte wie ein junger Mann, der eine strahlende Zukunft vor sich hatte, die ich ihm offensichtlich kaputt machen wollte…


Irgendwann hörte ich auf, darüber zu reden und versuchte alles zu verdrängen. Doch so einfach ist das leider nicht. Denn auch wenn ich diesen Teil am liebsten tief in mir vergraben hätte, sorgt er jetzt immer noch dafür, dass ich mich nie wirklich sauber fühle, egal wie oft ich Dusche. Dass ich bei lauten Geräuschen zusammenzucke. Dass ich Angst davor habe, Geschenke zu bekommen, weil ich mich immer wieder davor fürchte, dass irgendwann eine Gegenleistung dafür eingefordert wird. Dass ich mich für Dinge entschuldige, für die ich überhaupt nichts kann. Es ist der Teil in mir, dafür sorgt, dass ich schlecht schlafe und dafür, dass ich mich vor Menschen fürchte, die ihm auch annähernd ähnlich sehen, weil ich immer noch Angst habe, dass er doch irgendwann wieder vor meiner Tür auftaucht.


Er ist ein Jahr nach unserer Trennung trotzdem verurteilt worden – Nicht wegen mir, sondern wegen einer anderen Straftat. Auch eine, die andere ihm nicht zugetraut hätten. Aber diesmal gab es Spuren, eine Tatwaffe und Komplizen, die ihn verpfiffen. Vielleicht haben die Menschen mir dann im Nachhinein geglaubt – aber niemand hat mehr darüber gesprochen und jetzt nach mehr als 10 Jahren bin ich vermutlich die Einzige, die sich überhaupt noch Gedanken darum macht. Er ist jetzt jedenfalls wieder frei und irgendwo da draußen und ich hoffe und bete zu allen Göttern, dass er nie wieder an mich denkt.


Henriette (12)

Hallo. Ich bin 23 Jahre alt und weiblich. Ich wurde vergewaltigt als ich 13 Jahre alt war. Damals war ich sehr schüchtern, zurückhaltend, hatte kein gutes Selbstwertgefühl und war sehr beeinflussbar. Ich habe mir sehr viel daraus gemacht, was andere über mich sagten und dachten. Ich hatte ein paar Freunde, aber nicht wirklich viele und war auch sonst eher nicht die Beliebteste.

Ich bin jeden Morgen ca. 15 bis 20 Minuten zu Fuß zur Schule gegangen. Irgendwann wurde ich auf dem Weg von einem Jungen angesprochen und gefragt, auf welche Schule ich gehe. Es stellte sich heraus, dass wir auf dieselbe Schule gingen und er nur eine Stufe über mir war. Außerdem wohnte er ganz in meiner Nähe und wir beschlossen, dass wir häufiger mal zusammen zur Schule gehen können. Auf diesen Schulwegen redeten wir viel und lernten uns kennen. Er wusste, dass ich kein gutes Selbstbild hatte und von anderen gemocht werden wollte. Damals war er fast 16 und wollte gerne mit mir seinen 16. Geburtstag verbringen.

Ich ging an seinem Geburtstag zu ihm und er sagte mir, dass wir allein wären, da er seinen Geburtstag sonst auch nicht wirklich feiert und er nur etwas Gesellschaft haben und vielleicht Filme schauen wollte. Wir haben dann Pizza gegessen und er schlug vor, dass wir Wahrheit oder Pflicht spielen könnten. Ich dachte mir nicht so viel dabei und stimmte ihm zu.

Seine „Pflichtaufgaben“ bestanden irgendwann daraus, dass ich mir irgendein Kleidungsstück ausziehen sollte. Als ich das nicht wollte sagte er nur, dass das ja die Regeln von Wahrheit oder Pflicht seien und solche Aufgaben eigentlich normal wären und immer dabei wären. Ich machte widerwillig was er sagte, da ich von ihm gemocht werden wollte. Ich war irgendwann nur noch leicht bekleidet und seine nächste Aufgabe bestand darin, dass ich mich auf seinen Schoß setzen sollte. Als ich das machte, spürte ich, dass er erregt war und fühlte mich komplett unwohl. Er hielt mich dann fest und flüsterte mir ins Ohr: „Ich würde ihn am liebsten jetzt reinstecken“. Ich bekam panische Angst und sagte ihm, dass ich jetzt nicht mehr Wahrheit oder Pflicht spielen und nach Hause möchte. Er hielt mich weiter fest und meinte nur, dass er sich aber ein bestimmtes Geburtstagsgeschenk vorgestellt hätte. Ich wusste vor Angst nicht mehr, was ich tun oder sagen sollte und wollte einfach nur weg. Dann lies er mich endlich los und ich ging sofort von seinem Schoß runter und wollte mich anziehen, aber er zog mich am Arm auf sein Bett und hielt mich wieder fest. Er sagte, dass ich mich nicht so anstellen soll, jeder hätte vor seinem ersten Mal etwas Angst.

Dann fing er an mich anzufassen und zu fingern. Es tat unglaublich weh, da er ziemlich lange Fingernägel hatte, aber ich blieb ruhig liegen, weil ich nicht genau verstand, was da grade passierte und weil ich eine viel zu große Angst hatte. Er bemerkte, dass ich anfing zu bluten und sagte auch dazu nur, dass das ja manchmal beim ersten Mal passieren würde. Dann steckte er seinen Penis in mich und vergewaltigte mich. Ich blieb die ganze Zeit liegen und wollte einfach nur, dass es aufhört.

Als er fertig war, fragte er mich, ob wir noch einen Film schauen sollen. Ich sagte nur, dass ich nach Hause muss, zog mich an und ging. Ich war total verwirrt davon, dass er so damit umgegangen ist und danach so getan hat, als wäre das normal bzw. als wäre gar nichts passiert. Ich habe den restlichen Tag damit verbracht, mir Gedanken darüber zu machen, was da genau passiert ist. Damals konnte ich es nicht als Vergewaltigung einordnen, weil ich dachte, dass ich ihn ja ganz gut kannte. Zwischendurch hatte ich sogar Gedanken, dass ich ihn enttäuscht habe, weil ich mich laut ihm ja so angestellt hätte.

Ich fühlte mich eine lange Zeit danach sehr unwohl und ging morgens früher zur Schule, damit ich ihm nicht begegne. Irgendwann passte er mich aber ab und ging mit mir den Weg. Er schenkte mir Mascara und meinte, dass ich damit bestimmt hübscher aussehen würde und dann auch beliebter werde. Außerdem „bewertete“ er auf dem Weg meine Brüste und Schambehaarung.

Ab dem Zeitpunkt ging ich einen komplett anderen Schulweg und ignorierte ihn. Ich konnte es nicht mehr ertragen, ihn nur aus der Ferne sehen zu müssen.

Und dann wurde ich von einem mir fremden Jungen in der Schule angesprochen, ob ich nicht diejenige sei, die mit XY geschlafen hätte. Ich verneinte und ging weg. Er hatte seiner gesamten Klasse erzählt, dass wir miteinander geschlafen hätten. Das sprach sich irgendwann auch in meiner Stufe rum und ich wurde immer wieder angestarrt oder darauf angesprochen. Ich schämte mich so sehr, dass ich mich nicht traute, jemandem die Wahrheit zu sagen, sondern verneinte einfach immer nur. Niemand glaubte mir. Die Leute sagten über mich, dass ich leicht zu haben oder eine Schlampe sei. Das war einer der Gründe, weshalb ich zu der Zeit niemandem die Wahrheit gesagt und mit niemandem drüber gesprochen habe. Ich hatte einfach Angst, dass die Leute mir nicht glaubten und sagen, dass ich das bestimmt gewollt hätte, weil ich mich auch nicht so sehr gewehrt habe.

Ich hoffte darauf, dass irgendwann etwas Spannenderes für die Leute passiert und keiner mehr über mich redet. Ein paar Jahre später ist der Täter sitzen geblieben und kam in meine Stufe. Ich hatte einen Kurs mit ihm und das Thema wurde wieder neu aufgegriffen. Den Kurs, den ich mit ihm zusammen hatte, schwänzte ich jedes Mal und nach circa einem Viertel Jahr hielt ich es auf der Schule nicht mehr aus und ich brach mitten im Schuljahr die Schule ab.

Danach schrieb er mir und sagte, dass es ihm leidtut, wie er mich behandelt hat und dass ich ihn doch mal anrufen soll, um drüber zu reden. Ich sagte, dass ich das ganz sicher nicht tun werde und er antwortet nur mit: „Eigentlich gibt es ja auch gar nichts, für das ich mich entschuldigen muss. Oder ist irgendwas, was ich erzählt habe gelogen?“

Ich war so schockiert von dieser ekelhaften Aussage, dass ich einfach nichts mehr antwortete und ihn auf allen Plattformen blockierte. Danach habe ich ihn nur noch ab und zu mal in der Nähe gesehen und jedes Mal panische Angst bekommen. Ich konnte auch nicht mehr in die Nähe meiner alten Schule gehen, weil da jedes Mal die Erinnerungen hochkamen und ich Angst bekommen habe.

Ich habe den Täter nicht angezeigt, weil ich lange Zeit durch den äußeren Druck dachte, ich hätte mich wirklich nur angestellt und das wäre keine Vergewaltigung gewesen. Mittlerweile habe ich drüber nachgedacht ihn anzuzeigen, habe aber keine Beweise außer seinen und meinen Aussagen und möchte ihm ehrlich gesagt auch nicht noch einmal begegnen.

Vielen Dank, dass ich meine Erfahrungen teilen durfte und dass auf das Thema aufmerksam gemacht wird.

Celine (13)

Hi!

Ich bin Celine und wurde vor ca. 12 Jahren vergewaltigt.

Diesen Satz zu schreiben oder zu sagen, fällt mir bis heute noch schwer. Denn in dieser Nacht war ich so betrunken, dass ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern kann.


Gedanken wie “War es wirklich eine Vergewaltigung? Hab ich im Suff zugestimmt? Wird man mir aufgrund dessen überhaupt glauben, wenn ich es jemandem erzähle?”, waren da keine Seltenheit.


Kurze Geschichte vorne Weg, wie ich den Mann kennen lernte und in welcher beziehung er zu mir stand:

Wir spielten seit Monaten das MMORPG Aion zusammen und stellten irgendwann fest, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnten. Also trafen wir uns hin und wieder mal. Ich entwickelte Gefühle für ihn und gestand sie ihm auch. Er meinte, dass er gerade aus einer langen Beziehung komme und daher noch nicht bereit für was neues sei, aber für lockeren Sex zu haben wäre. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch Jungfrau war, lehnte ich ab. War angeblich für ihn okay. Wir trafen uns weiterhin regelmäßig als Freunde.

Richtung Weihnachten war ein Gildentreffen vom besagten MMORPG mit Übernachtung geplant, zu dem wir (er und ich) gemeinsam hin fuhren. Es floss viel Alkohol und ich merkte nicht, wie ich recht schnell betrunken wurde. Der Rest ist jetzt nur noch, wie schon erwähnt, recht bruchstückhaft da.

Ich wurde von den anderen in mein Quartier gebracht. Eine Couch im Schlafzimmer des Gastgebers. Ich schlief eine Weile und dann weckte er mich. Dachte er wolle mir nochmal gute Nacht sagen, aber er brachte mich wo anders hin und war sehr darauf bedacht, dass ich leise und schnell bin. Das nächste woran ich mich erinnere ist, wie er über mir war, mir den Mund leicht zu hielt und “Sch sch sch” machte. Ich war verwirrt und desorientiert, war aber fast im selben Augenblick wieder weg. Am nächsten Morgen erwachte ich, mit dem Kater meines Lebens und stellte fest, dass ich keine Unterhose mehr an hatte. Ich geriet leicht in Panik und suchte diese leise, zog sie und meine Jeans an und schlich aus dem Zimmer. Er hatte neben mir geschlafen. Da außer mir noch keiner wach war, ging ich ins Bad und erst dort wurde mir richtig bewusst, was geschehen war. In mir kreisten gefühlt 1000 Gedanken.

Mal abgesehen von dem Kater, ging es mir richtig schlecht. Mein Unterleib und der Intimbereich taten weh. Ich versuchte, so gut es eben in einem fremden Bad möglich war, mich sauber zu machen. Sanft war er jedenfalls nicht. Blut und Sperma klebten im Intimbereich und an den Oberschenkeln.

Als ich fertig war, fing ich an zu zittern und zu hyperventilieren. Nach und nach realisierte ich, was da passiert war und die ersten Tränen flossen. “Ist das wirklich passiert? Ist das wirklich MIR passiert? Habe ich zugestimmt? Ich hab doch nicht zugestimmt… ich hatte ihm vorher schon nein gesagt! Hat er einfach…? Hat er nicht… er ist doch ein so netter…” Ich fühlte mich schmutzig, eklig, dreckig, benutzt und hatte Schmerzen. Nicht nur körperlich. Hätte am liebsten geduscht und mich dann verkrochen.


Nach und nach wurden alle wach und es wurde gemeinsam gefrühstückt, bevor wieder jeder nach Hause fuhr. Ich konnte niemandem in die Augen schauen, hatte kaum ein Wort gesagt. Als er ins Esszimmer kam, zuckte ich zusammen und bekam wieder leicht Panik. Der Gastgeber, in dessen Zimmer ich auf der Couch schlafen sollte, hatte erst mitbekommen, dass ich nicht mehr dort war, als er ins Bett ging. Er meinte schmunzelnd “Na? Wo hast du denn heute Nacht geschlafen?”. Ich wollte gleichzeitig aufspringen und gehen und weinend zusammenbrechen.

Am Ende musste ich mit meinem Vergewaltiger über eine Stunde im Auto zurück nach Hause fahren (ich hatte weder Geld um mit dem Zug nach Hause zu fahren, noch war ich in der Lage irgendwas zu planen/regeln oder gar die Sache zu erzählen). Ich wechselte mit ihm weder ein Wort, noch kam es zu Augenkontakt.

Zuhause angekommen, brach ich wieder in Tränen aus und ging erstmal duschen. Sehr lange. Und immer wieder kreisten die Gedanken “Das ist nicht wirklich MIR passiert, oder? Hat er mich wirklich vergewaltigt? Habe ich zugestimmt? Ist es meine Schuld? Es war meine Schuld… ich hab bestimmt zugestimmt, andernfalls hätte er sowas nie gemacht”

Ich habe mich geschämt. Fühlte mich gedemütigt und schmutzig, selbst nach dem Duschen.

Tagelang verkroch ich mich in meinem Bett, ohne Kontakt zu jemandem und ohne zu essen. Immer wieder ging ich diese Nacht in Gedanken durch. Immer wieder dieselben Fragen und Gefühle.

Irgendwann machte sich mein damaliger Bester Freund Sorgen, weil ich mich seit Tagen nicht mehr gemeldet hatte. Ich erzählte ihm die Sache unter Tränen. Er wurde wütend und wollte, dass ich ihm die Adresse von dem Kerl gebe, damit er ihn verprügeln konnte. Wollte ich nicht. Danach meinte er, ich solle zur Polizei gehen. Wollte ich nicht. Eben aus den bereits genannten Gründen. Ich war fest davon überzeugt, dass man mir nicht glauben würde. Diese scheiß Gedanken verfolgen mich bis heute. Ich habe ihn nie angezeigt deswegen (aus genannten Gründen).

Mein Vergewaltiger meldete sich noch bei mir. Entschuldigte sich mit den Worten “Wir waren beide betrunken”. Ich lag schon schlafend im Bett… ich hatte zuvor schon Nein gesagt…Diese “Entschuldigung” war ein richtiger Schlag ins Gesicht.


Dies war meine Erfahrung. Ich wünsche es niemandem, egal in welcher Form!


Phillip (14)

Alles geschah in meiner Zeit in Portugal, Ich streamte dort sehr viel um meinen Portugal trip zu finanzieren. In einem Stream frage mich eine Zuschauerin ( ich hatte sie vorher schon einmal getroffen in einer Gruppe ) ob sie mich für 3-4 Tage besuchen könnte. Für mich war das eigentlich kein Problem da wir ein Haus hatten und genug Platz. Relativ schnell nach eintreffen war klar das sie super fixiert war und erklärte mir immer wieder wie sehr ich ihr Leben positiv beeinflusst hätte usw. Für mich war das sehr unangenehm.


Eines Abends waren wir mit einer Gruppe weg in verschiedenen Bars. Da ich als Mann eig. Nie Probleme mit Getränken oder ähnliches hatte habe ich darauf nie aufgepasst, bin heute 28 Jahre alt und mir ist nie was negatives in der Richtung widerfahren. Ich trank nicht mehr Alkohol als sonst aber ich fühle mich extrem komisch in der zweiten Bar. Ich habe leider keine Beweise für irgendwas, aber etwas stimmte nicht. Sie kümmerte sich unglaublich sorgfältig und fast schon aggressiv um mich aber ich wollte relativ schnell eigentlich nur noch nach Hause. Dort angekommen fehlen mir ein Paar Minuten Erinnerung als ich wieder zu mir kam war sie auf mir und das einzige Gefühl was ich hatte war nur mich zu übergeben. Was ich dann auch tat. Das störte sie jedoch nicht. Mein Körper war wie gelähmt. Ich wollte das nicht, nicht mit ihr und schon gar nicht in diesem Zustand. Ich versuchte zwar sie von mir zu bringen doch ich scheiterte einfach an mangelnder Kraft. Ich machte die Augen zu und wollte nur noch das es vorbei geht und sie bekam was sie sollte. Von einem Höhepunkt bei mir zu sprechen war ausgeschlossen. Ich glaube irgendwann war sie dann fertig und ich bin voller Erschöpfung eingeschlafen. Am nächsten morgen fühlte ich mich miserabel. Ich bekam die Augen fast nicht auf, Ich realisierte aber noch nicht wirklich was passiert war. Sie wollte in die Stadt - ich konnte nicht. Sie ging mit den anderen. Mein Kopf war immer noch benebelt, wollte nur noch schlafen.


Was passierte kam erst später. Als ich sie wiedersah empfang ich unfassbaren Ekel und ich hab mich so unwohl gefühlt in ihrer nähe wie noch nie zuvor. Ich wollte sie nicht sehen oder hören. Sie war aber noch Zwei Tage da. Diese Zwei Tage waren wie Trance. Ich wollte sie nur noch loshaben, allein sein, weit weg von ihr. Meine Worte sind vielleicht etwas wild und wiederholend aber das ist mein erstes mal das ich das aufschreibe, verzeiht. Als sie endlich weg war ging ich an den Strand, endlich allein. Ich schloß die Augen und es dauerte nicht lang bis Tränen in Ihnen waren. Ich fühlte mich schuldig gegenüber der Frau die ich eigentlich datete und mochte. Ich saß lange dauert und fragte mich ob meine Gefühle okay seien. Obwohl ich es besser wusste dachte ich Männern passiert sowas nicht. Ich versuchte mir das immer wieder einzureden doch es gelang nur mäßig. Nach drei Tagen unglaublich schlechtem Gewissen sprach ich mit dem Girl das ich datete und entschuldigte mich, in ruhiger Stimme versicherte sie mir das es nichts zu entschuldigen gäbe. Es sei etwas passiert das ich nicht wollte, ich sollte darüber nachdenken zur Polizei zu gehen.


Die nachfolgenden Tage habe ich mich sehr viel abgelenkt mit Freunden und Unternehmungen aber was ich komplett verlor war meine Sexualität. Ich merkte das mich nichts mehr reizte und ich niemanden mehr interessant fand. Ich versuchte es wirklich aber nichts. Der zweite Person die ich mich anvertraute war meine Mitbewohnerin in Berlin. Tatsächlich traute ich mich überhaupt nicht zu männlichen Freunden zu gehen. Sie reagierte auch unglaublich einfühlsam und sagte auch ich solle zur Polizei gehen. Ich dachte darüber nach aber.. ich war nie dort. Wusste nicht was ich ihnen sagen sollte. Bin immer noch überzeugt sie würden mir eh nicht glauben. Was mir immer im Kopf blieb bis heute waren ihre Aussagen am Tag danach wie toll es gewesen sei und wie unglaublich ich performanced hätte. Ich? Ich lag nur da wie ein Seestern. Nicht mehr...


Alles geschah im Januar 2022 und die zwei sehr offenen Gespräche waren meiner Meinung nach maßgeblich entscheidend für mich gehört zu werden und es besser zu verarbeiten. Wirklich Lust auf Sex und Sexualität bekam ich aber erst wieder im Juni 2022 als ich mit meiner jetzigen Freundin zusammen kam. Ich erzählte ihr davon und sie nahm mich in arm und erzählte mir ( leider ) das auch sie was ähnliches in der Vergangenheit erlebte. Wir redeten viel und fanden zu uns.


Wenn ich jetzt dran denke komme keine tränen mehr. Nur noch absolute gleichtgültigkeit, nichtmal Hass. Ich möchte diesen Menschen einfach nie wieder sehen und hören oder im Twitch chat lesen. Ich habe sie überall blockiert oder unsichtbar gemacht, was unglaublich geholfen hat.


Vielen Dank das ich das hier teilen durfte und ich denke ich wäre auch jederzeit bereit für Rückfragen.


Svenja (15)

Ich war 19 Jahre alt, jetzt bin ich 26, als ich in einer hochgradig toxischen Beziehung steckte. Es hat weitere Jahre gedauert, eh ich mich von dieser lösen konnte und verstand, was da eigentlich passiert ist.


Innerhalb dieser Beziehung passierte eigentlich alles über psychische Manipulation bis körperliche Gewalt. Mein damaliger Partner hat mich oft zum Sex und zu speziellen Sexpraktiken überredet, obwohl ich sagte, dass ich nicht wirklich möchte. Ich ließ es dann geschehen oder redete mir ein, dass es besser ist, wenn ich mitmache, denn ich musste quasi alles tun, um nicht auf irgendeine Art bestraft zu werden. Ich weiß, das klingt krass, aber es war so.

Doch eines Nachts passierte das, was ich heute als Vergewaltigung in einer Partnerschaft einzuordnen weiß. Wir waren etwas trinken, wir, das waren mein Expartner, meine Mutter und ich auf einem Ausflug. Übernachtet haben wir in einer kleinen Unterkunft. Als wir aus der Bar zurückkamen und uns verabschiedeten, legte ich mich in unser Bett. Ich war unfassbar müde und erschöpft (so ging es mir seit mittlerweile über einem Jahr ständiger psychischer Belastungen aufgrund dieser Beziehung, in der ich niemals zur Ruhe kam).


Mein damaliger Partner war betrunken, wie so oft. Ich sah es an seinem Blick, er wollte Sex. Er wollte mich dominieren, wie so oft. Und diesmal lag in seinem Blick etwas noch Bedrohlicheres als sonst und eh ich mich versah, zerrte er bereits an mir, an meinen Klamotten. Ich sagte NEIN, ich sagte es oft und ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.


Keine Chance, er war mir körperlich stark überlegen. Er wusste, wie er wo zufassen musste, damit ich quasi unbeweglich wurde und mich nicht mehr wehren konnte.

Ich habe geweint, das weiß ich noch. Aber aus Scham war ich nicht laut. Meine Mutter lag im Nebenzimmer. Sie wusste, dass meine Beziehung nicht so gut bzw harmonisch war und ich wollte sie nicht beunruhigen. Sie trifft keine Schuld, sie wusste nichts davon, WIE ungesund diese Beziehung war und schon gar nicht, dass sie sogar mein leibliches und seelisches Wohl derart gefährdete.


Ich habe mich schon lange vor dieser Nacht unglaublich dafür geschämt, dass ich diese Beziehung nicht "unter Kontrolle" hatte und immer wieder Probleme auftraten.

Meine Tränen liefen leise über mein Gesicht, während er einfach tat, was er wollte. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Er drückte mir zusätzlich währenddessen noch mein Kopfkissen auf meinen Kopf, vermutlich um etwaige Geräusche noch besser abzuschirmen.


Es tat weh, vor allem in meiner Seele, da ist irgendetwas zerbrochen. Ich konnte mich irgendwann nicht mal mehr wehren. Ich war wie erstarrt, machtlos über meinen Körper, über mich selbst.


Als er fertig war, legte er sich schlafen. Er würdigte mich keines Blickes, es wurde nichts gesagt. Er schlief einfach ein.


Als er sich nicht mehr bewegte und schlief, bin ich ins Zimmer meiner Mutter geflüchtet. Ich weinte und klopfte an. Sie ließ mich rein, war selbst gerade durch mich geweckt worden. Ich stieg zu ihr ins Bett, sie hielt mich fest und ich schlief ein. Sie fragte mich nichts, ich weiß nicht wieso. Ich mache ihr keine Vorwürfe. Ich denke, sie hatte keine Ahnung. Ich habe oft vor ihr seinetwegen geweint, ich weine generell viel. Ich denke wirklich, dass sie es nicht geahnt hat.


Diese Nacht hat mich nachhaltig kaputt gemacht und mich traumatisiert zurückgelassen.

Ich habe mich am nächsten Tag versucht zusammenzureißen, mein Partner hat so getan, als wäre nichts. Ich hatte nicht die Kraft, irgendetwas zu tun. Es wurde innerhalb dieser Beziehung nie wieder thematisiert. Ich habe mich so sehr geschämt, ich war quasi unfähig, zu handeln. Ich habe es auch niemandem erzählt zum damaligen Zeitpunkt.


Ich war noch einige Zeit (ich glaube ca. 1-1,5 Jahre) in dieser Beziehung, eh es einen Bruch gab. Aber auch danach ließ er mich lange Zeit nicht in Ruhe. Es war eine klassische Abhängigkeitsbeziehung, er ein klassischer Mensch mit narzisstischen Zügen.


Aufgrund weiterer körperlichen Übergriffe, die sowohl davor als auch danach passierten, habe ich ihn irgendwann angezeigt, nachdem er in meine Wohnung eingedrungen war und mich schubste, sodass ich hinfiel. Er verzog sich danach direkt, ich rief die Polizei. Dort schlug ich dann kurze Zeit später, nach Anweisung des Polizisten am Telefon auch auf und machte eine Anzeige und entsprechend meine Aussage. Die Anzeige bezog sich mehr auf die körperlichen Übergriffe, die Vergewaltigung nannte ich auch, aber ich wusste damals nicht, dass es eine war und bezeichnete sie entsprechend auch nicht als eine solche.


Schon dort wurde mir gesagt, die Anzeige würde wohl nichts bringen. Aussage gegen Aussage. Keine Beweise. (Habe meine vielen blauen Flecke nie dokumentiert, wusste ich alles nicht, er hatte mich auch von meinem Umfeld stark isoliert; ich war allein die ganze Zeit).


Er bekam Wind von der Anzeige, obviously, denn es gab ja Post von der Polizei. Er schaffte es auch hier erneut, mich dazu zu bewegen, die Anzeige zurückzuziehen. Es würde ihm schaden, er sei nicht so, er habe sich geändert, ich würde übertreiben. Emotionen passieren halt. So in etwa kommunizierte er es mit mir.


Er stalkte mich eine Zeit und ich bekam immer wieder irgendwelche Nachrichten von ihm oder von Ex- oder aktuellen Freundinnen von ihm, die ähnliches durchmachen mussten. Aber seit ein paar Jahren ist endlich Ruhe.


Bis heute bereue ich. Bis heute habe ich psychische Probleme, mir wurde eine PTBS diagnostiziert. Mein Urvertrauen in Menschen hat extrem gelitten. Ich habe regelmäßig Ängste, die mir jegliche soziale Bindung erschweren. Vor allem die Bindung zu mir selbst. Ich habe jetzt erneut mit einer Therapie begonnen, ich möchte mich gern wiederfinden und Frieden schließen.


Paula (16)

Ich war mit meiner besten Freundin bei ihrem Freund und seinem besten Freund. Ihr Freund mochte mich nicht besonders.


Am Ende des Abends hat meine beste Freundin dann gesagt, dass sie nach Hause fahren will, aber da es mir zu weit war und ich sowieso nicht so gerne zuhause war zu dem Zeitpunkt, bin ich alleine dort geblieben.


Als die beiden schlafen gehen wollten hatte ich die Wahl ob ich mit dem Freund meiner besten Freundin auf der Couch oder mit dem anderen Kollegen im Bett schlafen möchte. Die Wahl fiel mir leicht, weil ihr Freund mich ja nicht mochte.


Ab dem Zeitpunkt, wo ich mit besagtem Kollege im Bett lag kann ich mich nicht mehr an alles was passiert ist erinnern.


Wir lagen also zusammen im Bett. Irgendwann hat er sich zu mir gedreht (Ich lag mit dem Rücken zu ihm). Er hat dann angefangen mich anzufassen. Ich habe mehrmals gesagt, dass ich es nicht möchte, aber er hat weitergemacht. In dem Moment habe ich mich unwichtig gefühlt und als wäre mein Bedürfnis es vielleicht einfach nicht wert beachtet zu werden. Warum hätte er sich sonst über mein „Nein" hinweggesetzt.


Als er mich auf den Rücken gedreht hat und meinen Mund geöffnet hat um seinen Penis einzuführen war ich wie betäubt. Ich habe einfach aus dem Dachfenster geguckt und gewartet bis es vorbei war….


Als es vorbei war bin ich einfach liegen geblieben und hab gewartet bis er endlich schläft. Ich hab zu dem Zeitpunkt nicht so ganz begriffen, was da grad passiert ist. Ich habe mich nur benutzt und unfassbar dreckig gefühlt.


Dann bin ich rüber gegangen und habe mich doch auf die Couch gelegt. Als der Freund meiner besten Freundin kurz wach geworden ist und gefragt hat was los ist habe ich gesagt, dass alles in Ordnung ist. Ihm konnte ich mich nicht anvertrauen, auch wenn er gemerkt hat, dass irgendetwas nicht stimmt.


Morgens bin ich relativ schnell aufgebrochen, wollte mir aber eigentlich nicht anmerken lassen ,wie unwohl ich mich da fühle und einer Konfrontation wollte ich auch auf jeden Fall aus dem Weg gehen. Ich hatte halt Angst.


Am nächsten Tag oder ein paar Tage später habe ich mit meiner besten Freundin darüber geredet. Ich habe nichtmal das Wort „vergewaltigt" in den Mund genommen. Eben nur, dass er mit mir „geschlafen hat" obwohl ich es nicht wollte. Sie meinte ich habe mich ja dazu entschieden da zu bleiben und dass es dementsprechend auch an mir liegt.


Dadurch, dass sie das gesagt hat habe ich mich selber noch mehr in Frage gestellt. Natürlich bin ich dann nicht zur Polizei gegangen. Wenn schon meine beste Freundin mir nicht glaubt warum sollten sie mir glauben?


Bis heute habe ich immer wieder Flashbacks. Insbesondere während dem Sex mit meinem Partner. Ich schaffe es leider nicht das zu kommunizieren, aber meist verstumme ich komplett, und kann keinen Augenkontakt mehr halten. Zum Glück achtet mein Partner da drauf und hört auch sofort auf. Häufig endet das darin, dass ich eine Panikattacke bekomme und garnicht mehr aufhören kann zu weinen. Er sagt mir dann immer, dass er da ist, ich bei ihm sicher bin etc. und versucht auch durch Körperkontakt an neutralen Stellen, mich wieder in den derzeitigen Moment zu holen. Auch wenn sich dass nicht wirklich gut anhört, für mich ist es unfassbar erleichternd, dass mein Partner so eine Rücksicht auf mich nimmt und ich meine Gefühle und all das rauslassen kann. Er zeigt mir außerdem, dass es okay ist den Sex abzubrechen wenn ich es nicht will/kann auch wenn ich es noch nicht ganz umsetzen kann.


Nathalie (17)

Der Vorfall ereignete sich am 30.7.2022 und dauerte über eine Stunde an. Ich kann aus Zeitgründen nicht auf alles eingehen, mache deshalb Zeitsprünge. Ich bin offen für Fragen. Also: Ich gehe an dem heißen Tag - wie sonst auch immer - auf der Donauinsel spazieren. Es ist zwar schon 21 Uhr aber noch hell und zahlreiche Personen sind unterwegs. Viele Menschen schwimmen noch im Wasser oder picknicken am Ufer. Ich gehe weiter bis ich an einer Weggabelung einen Mann (mind. 50) mit seinem Fahrrad stehen sehe, der mich nach dem Weg fragt. Ich sehe darin kein Problem und versuche ihm zu helfen. Er spricht nur englisch, scheint sehr nett. Da wir anderen im Weg stehen gehen wir an den Rand Nähe des Wassers. Eine Treppe dort führt ins Wasser. Er stellt sein Fahrrad vor ihr ab. Wir quatschen ein bisschen und er erzählt, er wäre nur 2 Wochen in Wien, da sein Bruder so depressiv sei und er ihm unter die Arme greifen möchte. Ich sage ihm, es wär super lieb von ihm ist. Er erzählt weiter, dass er Physiotherapeut sei. Auf Malta. In einem Spa Hotel. Ich hab mich so gefreut weil ich mich selbst mit dem Thema gerne auseinandersetze und am gleichen Tag noch wegen meiner Knieprobleme bei meiner Physio war. Wir sprechen darüber. er bietet an, mein Knie anzusehen. Ich bin bisschen überrascht, aber denke mir nichts weil “er will ja nur schauen”. Er sagt, er würde mein Problem erkennen. Für mich nicht unüblich, kenn ja bereits genug Menschen, die ein gutes Auge für sowas haben. Er leitet mich zum Wasser und mir wird etwas mulmig, rede mir aber ein, dass nichts wär. “Es ist hell, es sind unzählige Menschen unterwegs und ich kann ja jederzeit gehen”, “Unterstell nicht ständig Menschen schlechte Intentionen” - das ist eine Folge meiner regelmäßigen und unzähligen Vergewaltigungen unter anderem meines Ex-Partners. KPTBS. Vor allem

Männern gegenüber bin ich deshalb IRL äußerst vorsichtig. “Hör jetzt auf dich verrückt zu machen! Es is nichts!”. Entgegen meiner Intuition gehe ich mit und habe bereits zu dem Zeitpunkt das Gefühl, nicht ganz selbst zu entscheiden. Ich kann zu dem Zeitpunkt noch nicht erklären, warum, aber während und nach der Tat wird mir klar, dass er mich die ganze Zeit über manipuliert hat. Ich fühl mich so dumm deshalb. Ich sollte es besser wissen. Wir sind also an der Treppe und ich soll mich setzen. Er zieht mir die Schuhe aus ohne die Bänder zu öffnen. Es macht mich stutzig, aber “Alles ist gut!”. Er fängt an, meinen Unterschenkel zu massieren. “Boah, das glaubt dir kein Mensch!'' Das is doch viel zu gut um wahr zu sein! Als ob du einfach random einen Physiotherapeuten triffst, der dich in so einer schönen Umgebung massiert. Das muss ich direkt x, y und z erzählen!”. Trotzdem: Ich fühle mich unwohl. Von einem fremden Mann berührt zu werden ist nach allem nicht gerade angenehm für mich... Das Ganze eskaliert langsam. Er tastet sich immer weiter ran. Als er bei meinem Oberschenkel ankommt, bleibt mir fast der Atem stehen. “just relax. breathe”. Er ist nicht dumm. Er weiß, dass kontrollierte Atmung beruhigend wirken kann. Er ist bereits bei meinen Hüftknochen angekommen, steht allerdings auf und fängt an meinen Rücken zu massieren. “Siehst, is nix!” Davor befiehlt er mir noch, mein Shirt auszuziehen. Ich zögere, will das nicht, aber zieht es einfach aus. “relax” sagt er ständig und achtet auf meine Atmung. Das Handy soll ich weglegen - er nimmt es mir weg. Die Pulsuhr nimmt er mir ab. “scheiße, wenn ers ins Wasser wirft kannst niemanden mehr erreichen!” Er fängt wieder mit der “Massage” an. “You are so stressed, so tight! just relax”. Von der Schulter

tastet er sich weiter an meine Brust ran. “Keine Sorge, du weißt ja. Brustmuskulatur” sag ich mir. Es wird immer unangenehmer und ich merke wie ich verstumme und versuche mich zu beschwichtigen, weil ich schon merke, dass das nicht “normal” sein kann. Er spielt mit meinen Brustwarzen, scheut sich nicht mal wenn Menschen vorbeigehen und ihn dabei sehen. Er sagt ständig “we are good people”, “you have good heart, i have good heart”. Ich merke, er manipuliert mich, aber ich kann einfach nichts machen. Ich fühl mich fremdgesteuert. Er wechselt wieder zu meinem Bein und... steckt seine Finger in meine Vagina. “du musst was sagen! Sonst zählt es vor Gericht nicht als Gegenwehr. SAG WAS!!!!”.
“I don’t like that. please stop!” ist das Einzige, das ich rausbringe. Mit ruhiger Stimme sagt er “you need to relax, calm down. You are so tight”. Ich rationalisiere nur noch, analysiere wie ein Kriminologe in einer True Crime Doku. Ich denke nach und merke, dass jedes Mal, wenn ich mich wehre, er einen Schritt weiter geht. Ich liege da, er “arbeitet” an mir und sagt mir, ich hätte gerade meine Tage. “Oh mein Gott... Woher will der das wissen?!” “better than boyfriend” sagt er. Ich liege halb im Wasser, halb auf der Treppe und merke, wie ich kein Wort mehr rausbringe. ich fange an zu dissoziieren. “Jenny... JENNY! Bleib da...BLEIB DA! Bitte... Bitte bleib da. Du musst was tun! JENNY!!!!” flehe ich mich an. Ich singe Kinderlieder in meinem Kopf, versuch mich zu beschwichtigen. Es fühlt sich an, als würde ich gerade meine beste Freundin begraben. Ich spüre nichts mehr von dem was er tut. “Die trauma responses, Jenny! fight, flight, freeze, fawn! Überleg doch! Fight und flight haben

bisher nix gebracht und freeze bringt nix! TU DOCH WAS!” Und obwohl mein Körper mich vor der Erfahrung schützen will, muss ich gegen ihn ankämpfen. “JENNY TU WAS!! TU DOCH WAS!!!!” ich weine innerlich, bin äußerlich wie tot. Keine Mimik, keine Reaktion. “Stell dir vor, du würdest es mögen, dann tut es weniger weh”. “You need to breath. You are like paralyzed!” sagt er noch. “mhm...” stammel ich. Ich komm nicht drauf klar. Ich habe schon diverse Vergewaltigungen erlebt aber nicht im Wasser, nicht an einer Betontreppe, wo er einfach meinen Kopf gegen die Kante schlagen und mich so ganz easy töten, ertränken und in der Donau versenken kann. Er will, dass ich ganz ins Wasser gehe. Er zieht mir die Hose gegen meinen Willen aus. “Zum Glück hast du die Unterhose noch an, dann kann dir nix passieren!”. Ich weiß selbst, dass es Schwachsinn is. Ich sage ihm, ich möchte nicht ins Wasser. Er lacht, redet ständig auf mich ein, zieht mich ins Wasser. Ich rutsche fast aus.

“Scheiße!” denke ich, bin aber äußerlich total ruhig um “mitzuwirken”. Er dreht meinen Hintern zu sich. ich merke wie er seinen errigierten Penis in seiner Hose ausrichtet und stöhnt. Ich erstarre, mein Atem bleibt stehen. “Bitte steck ihn nicht rein!” denk ich. ich hab so Angst. Er steckt mir wieder seine Finger rein. “Gott sei Dank...”. Er verletzt mich dabei - wieder. Während ich in Unterwäsche im kalten Wasser von einem ekligen alten Typen missbraucht werde, gehen unzählige Menschen an mir vorbei, sehen mir ins Gesicht und schütteln den Kopf. Am schlimmsten finde ich die Familie mit dem Kinderwagen. Ich fühle

mich hilflos. Niemand hilft mir. Ich kämpfe mit mir, nicht völlig die Kontrolle zu verlieren, nicht vollständig zu dissoziieren. Ich kämpfe gegen mich selbst an, um mich zu retten - sonst tut’s keiner. “Du musst da durch! Du schaffst das! DU KANNST DAS!”. Zeitsprung. Mit “Thank you for sexy and fun” bedankt er sich mehrmals. Ich realisiere, dass das wirklich passiert ist. Viel wichtiger ist aber: ich konnte Schlimmeres mit meiner Taktik verhindern. Ich fahre mit nassen Klamotten und Haaren mit der U-Bahn nach Hause und umso näher ich meiner Wohnung komme, desto schlechter geht es mir. Ich kämpfe damit nicht

zusammenzubrechen. Ich merke wie der Schock nachlässt und die Realität mich überrollt. Unzählige Menschen sehen mich weinen, sagen nichts. Ich komme Zuhause an, bin kurz vorm Zusammenbruch. “Jenny, reiß dich zusammen!”. Ich rufe sofort eine Freundin an, die bereits selbst solche Erfahrungen machen musste und deren Freund Polizist ist. Wir sprechen ungefähr 10 Minuten, in denen sie mich überredet, eine Anzeige zu stellen. “Der Typ hat das sicher nicht das erste Mal gemacht!” sagt sie. Ich rufe also total heulend die Polizei an. Ich tu das nicht für mich. Zeitsprung. Polizisten waren nett, die Aufnahme der Anzeige wie erwartet. Mir wird nicht geglaubt, die klassischen Aussagen, Täter-Opfer-Umkehr. Spuren und Beweise werden nur teilweise gesichert und ich werde alleine um 3 Uhr morgens entlassen. Die Zeit im Landeskriminalamt kann ich schwerer verarbeiten als die Tat selbst. Der Täter wird nicht gefunden werden. “Alles umsonst”. Die Tage fühle mich so verdammt einsam. Werde suizidal, frage mich nach dem Sinn des Lebens. Organisiere für jeden Tag Besuch und Beschäftigung, um Schlimmes zu verhindern.

“Und du fängst wieder von vorn an”- “Nein, das werde ich nicht! Das lass ich nicht zu!”. 3 Tage später gehe ich mit einer Freundin zum Tatort, sogar ins Wasser(!), trage weiterhin kurze Hose, habe 4 Tage später eine wichtige Prüfung mit “Sehr gut” bestanden. Es ist mir extrem wichtig, da ich bereits Freunde und Jobs verloren hatte, Ausbildungen abbrechen musste und bis heute keine Beziehungen eingehen kann. “Ich lass mir mein Leben nicht nochmal von einem Arschloch nehmen! Es reicht!”. Ich entscheide mich, offen darüber zu sprechen, um anderen Mut zu machen. Ihnen zu zeigen, dass wir nicht alleine sind. Dass wir das schaffen werden. Und das tun und werden wir!


Jonas (18)

Hey, ich bin leider nicht der beste wenn es ums schreiben geht aber sehe die Wichtigkeit in diesem Thema weswegen ich von mir und dem darauf folgenden Leidensweg berichten will.


Ich habe ihn damals kennen gelernt als ich 14 war an einem Bahnhof auf dem Heimweg. Ich habe mich direkt über beide Ohren in ihn verliebt. Er war 19 Jahre alt zu diesem Zeitpunkt und lud mich für das Wochenende zu ihm ein. Als ich dort ankam lief alles recht normal ab. Er hat mich zu seinen Freunden mitgenommen, wir haben getrunken und die konsumiert, als wir auf dem Weg zu ihm waren lief es schon recht seltsam. Er hat mich desöfteren gepackt am Arm gezerrt und war wütend weil ich langsam gegangen bin. Bei ihm zu Hause bin ich sofort ins Bett und eingeschlafen irgendwann in der Nacht merkte ich wie mich ein starker Schmerz durchzieht im ganzen Körper weil er in mich eindring. Er merkte das ich wach geworden bin packte mich am Hals und würgte mich solang bis ich bewusstlos war. Dann als ich aufwachte fühlte ich mich wie gelähmt ich konnte mich nicht bewegen mir tat alles weh, überall waren blaue Flecken und merkte das ich getrocknetes Blut an der Nase hatte und im Intimbereich. Währendessen liegte er seelenruhig neben mir und schlief als wäre nichts. Instinktive schnappte ich mir paar meiner Klamotten und bin gerannt. Ich wusste nicht wo ich bin und wohin ich muss um wieder Heim zu kommen, ich bin stundenlang durch die Gegend geirrt bis ich einen Bahnhof fand. Ab dem Zeitpunkt habe ich nurnoch geweint und war die ganze Zugfahrt am weinen und zittern.


Als ich daheim endlich ankam wurde ich gefragt wieso ich so aussah wie ich aussah. Ich habe gesagt das ich mich geschlagen hatte beim trinken weil meine Eltern nicht wussten das ich Männer mochte und noch weniger konnte ich ihnen erzählen was vorgefallen ist Stunden zuvor. Ich hatte einfach schmerzen am ganzen Körper konnte nicht auf Klo gehen und war mental einfach am Arsch. Ich habe versucht es nach außen zu verstecken damit ich in Ruhe gelassen werde von meinen Eltern und habe mich einfach in mein Zimmer verkrochen und konnte nichtmehr reden und hatte permanent eine innerliche panik die niemals zu enden schien. Ich habe mich niewieder so gefühlt wie an diesem Zeitpunkt, ich kam einfach nicht richtig klar was passierte. Eigentlich wollte ich dann zum Arzt mit den Schmerzen einen Tag danach was ich aber nicht konnte weil ich Angst hatte von den konsequenzen also Eltern, die Person die es mir angetan hatte und meinem Umfeld wenn das rauskommt.


Ich habe mich wie benutzt gefühlt, als wäre ich unbrauchbar als hätte ich nichts anderes verdient und das es mir zu recht passiert ist. Ich fande einfach ich bin wertlos. Ich fiel in eine starke Depression habe angefangen mich selbstzuverletzen und konsumierte viele Drogen. Einfach um nicht daran denken zu müssen. Weil es hat mich permanent verfolgt die ständige Angst das er aufeinmal vor mir steht oder wer anderes mir ähnliches antut. Ich konnte nichtmehr in die Schule, einkaufen oder einfachste soziale Aktivitäten ausführen. Mein Leben bestand/besteht aus Angst. Egal was ich mache ich habe Angst das meine Flashbacks wieder real werden. Mit 16 hatte ich dann meinen ersten Suizidversuch hinter mir. Und wurde direkt vom Krankenhaus in eine geschlossene für Kinder und Jugendliche gebracht wo ich dann von 16 bis zu meinem 18. Geburtstag verbringen musste. Wo sich rausgestellt hat das ich an einer Persönlichkeitsstörung des Typ Borderlines leide, bis dahin habe ich es noch niemanden erzählt was vorfiel. Als ich aus der Klinik war hatte ich meinen zweiten Suizidversuch was mich wieder in eine Psychatrie einbrachte diesmal aber nur ein halbes Jahr. Das war der Zeitpunkt wo ich mich das erste mal geöffnet habe und von diesem Vorfall erzählt habe weil mich in der Klinik ein Pfleger fester angefasst hatte und ich dann komplett Panik bekam ihn schlug und tretete. Durch die Therapie vor Ort konnte ich lernen wieso ich mich so verhalte wie ich es tue was mir sehr viel hilf. Nach der Klinik war ich in Ambulanter Therapie bis heute und bin medikatös eingestellt. Das geschehene habe ich bis heute nicht verarbeitet bekommen was sich darin äußert das ich immernoch mich unwohl fühle in der Gegenwart von Männern was gleichzeitig bedeutet das ich seit diesem Vorfall meine eigene sexualität nicht ausleben kann weil ich zu große Angst habe. Das ganze lähmt mich bis heute. Gelte als Arbeitsunfähig und kann maximal einkaufen gehen wenn der Laden leer ist. Dieser Vorfall hat mein komplettes Leben zerstört. Bis jetzt weiß keiner im engeren Umfeld von mir davon.


Ich hatte es mir überlegt ihn anzuzeigen aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte und wollte ihn nicht mehr sehen. Ich wollte und konnte nicht vor der Polizei mich seelisch entblößen und darüber reden. Und wie beweist man sowas bitte? Nur weil mein 14 jähriges ich nie zum Arzt ging mit den Verletzungen würde ich sowieso vor Gericht keine Chance haben auch wenn ich es wollen würde.


Ich weiß das, dass ganze eher extremer ist und schon viel weniger gleiche Sympoatiken auslösen kann. Mehr kann ich dazu nicht sagen.


Ich hoffe das Thema kriegt in deinem Stream viel Aufmerksamkeit.


Mischu (19)

Hallo ich bin die Mischu und ich wurde vergewaltigt. Daraus mache ich kein Geheimnis, gehe offen damit um, im geschützten Raum, denn ich muss mich nicht dafür schämen, auch wenn mein Umfeld mit aller Macht genau das erreichen wollte.


Ich war sechs oder sieben Jahre alt, als es das erste Mal passiert ist – nicht so, dass es sichtbare Spuren hinterlassen hat, das wäre sogar meinen sehr schwer beschäftigten Eltern aufgefallen. Meine Mutter hatte erneut geheiratet, mein Stiefvater hatte einen Landgasthof und sonntags haben sie mich zu Pflegeeltern gegeben, damit ich aus dem Weg war und jemand auf mich aufpasste.


Dieser jemand war jenseits der 50, hatte Sohn und Enkel, die regelmäßig da waren, wenn ich auch da war und wir spielten ein „Spiel“: Mein Pflegevater legte sich in Unterhose auf das Sofa und ich mich in Unterwäsche auf ihn drauf, denn „es sei ja so warm“. Ich hab das als Kind nicht verstanden, woher auch? Und dann wurde ich „gekitzelt“, zumindest wurde mir erklärt, dass man das so nenne. Sein Enkel hat das auch getan, allerdings lag er dann immer auf mir. Es hat sich falsch angefühlt, denn ich kannte kitzeln anders. Die Hände der beiden waren zwischen meinen Beinen, und weiter, denn so ein Kinderslip ist jetzt keine wirkliche Barriere, an meinen nicht vorhandenen Brüsten.


Als ich meiner Mutter davon erzählte, war sie entsetzt, mein Stiefvater hat mir nicht geglaubt, mich dafür bestraft, dass die Freundschaft zwischen meinem Pflegevater und ihm an meinen „Lügen“ zerbrochen sei und mich regelmäßig am Stammtisch gezwungen, zu zeigen, wie sich mein Körper entwickelt, damit ich lerne, was wahre Demütigung ist UND damit die „alten Männer mal wieder frisches Fleisch sehen“.


Ich hab damals schon ein schwieriges Verhältnis zu meinem Körper und Sexualität gehabt, das wurde nicht besser.


Viele Jahre später, ich war frisch nach Tübingen gezogen, 24 Jahre alt, neu in der Stadt, kannte niemanden. Den ersten Job, den ich bekommen habe, hab ich angenommen: Barkeeper in einer Disco. Ich wurde in einem separaten Raum, weit weg vom Mainfloor mit einem Kollegen eingesetzt, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstanden habe. Irgendwann hab ich ihm gesagt, dass ich Gefühle für ihn entwickle, wurde ausgelacht und das Thema war danach für mich durch. Es war sehr unangenehm, mit ihm zu arbeiten, aber ich brauchte das Geld.


Dann hatten wir Sommerfest. Meine Freundinnen und ich, wir haben uns nach langen Nächten als Barkeeper angefreundet, haben uns schick gemacht; meine beste Freundin und ich hatten das gleiche Outfit an: kurzer Rock, Bluse – jeweils in anderen Farben. Weil wir einfach froh waren, nicht in unserer Arbeitskleidung auftauchen zu müssen.


Natürlich haben wir alle getrunken, gegessen, gefeiert, gelacht – und irgendwann musste ich auf die Toilette. Was ich nicht wusste: Besagter Kollege folgte mir. Und selbst wenn, hätte ich mir nicht viel dabei gedacht, da die Männertoiletten direkt nebenan waren. Allerdings hat er auf mich gewartet, hat mich in einen toten Winkel der Überwachungskamera gezerrt – zwischen Zigarettenautomat und Wand – und hat mich mit einer Hand an meinem Hals festgehalten, während er mit der anderen zwischen meine Beine fing und mich mit den Fingern penetriert hat. Es war die Hölle – nicht nur, weil es gegen meinen Willen ging, sondern weil er mit den Fingernägeln an den Innenwänden kratzte und auch außen – was er mir übrigens zum Vorwurf gemacht hatte, denn das „sei ja super eklig“. Ich hab mich gewehrt, geschrien, versucht mich zu befreien, woraufhin er mir mit der Hand, die noch kurz davor in mir steckte – „geil, die geht ja fast ganz rein, wenn ich will“ – ins Gesicht geschlagen hat. Es kam mir keiner zuhilfe. Er versuchte, mich mit seinem Penis zu penetrieren, nicht nur mit der Hand, allerdings musste es ihn wohl mehr aufgegeilt haben, als er erwartet hatte, denn er hatte einen Orgasmus, noch bevor alles ausgepackt war.


Ich vermute, denn durch Alkohol, Schmerz und Tränen weiß ich es nicht mehr genau, dass das mein Moment war: Ich hab ihm meinen Absatz auf den Fuß gerammt und konnte mich befreien.


Ich bin heulend zu meinen Freunden, hab meine Sachen geschnappt und bin einfach nur nach draußen gerannt. Draußen habe ich meinen besten Freund angerufen, dass er mich abholen soll, dass ich nach Hause will, dass alles weh tut. Meine Freunde kamen zu mir, haben sich zu mir gesetzt und waren so nah, dass ich vor Panik und Ekel aufgeschrien hab. Nur einer hat mit einem Blick begriffen, was passiert ist und hat mit meinem besten Freund alles in die Wege geleitet: Polizei, Krankenhaus, Aussage, Gutachten. Ich hatte laut Arztbericht eine Prellung an der Wange, Bisse und blaue Flecken auf dem Dekolleté und blutige Kratzer in der Innen- und Außenseite meiner Vagina. Bei der Polizei hieß es vom männlichen Beamten: „Ja, also, du standest auf ihn und er hat dich abgewiesen. Ist das jetzt eine Racheaktion?“ – geglaubt hat mir nur seine Kollegin. War demütigend, dennoch haben sie die Anzeige aufgenommen, aber „das wird sich zeigen, ob du die Wahrheit sagst.“


Drei Tage später kam ein Anruf meiner Chefin, die mir erklärt hat, dass ich mit meinem „Scherz“ zu weit gegangen sei. Nur weil ich abgewiesen worden sei, müsse ich kein Leben ruinieren. Und wenn ich die Anzeige nicht zurückziehen würde, würde sie mich rauswerfen. Ich hätte den Abend zeit nachzudenken, meine Schicht ginge ja los (sie war nicht im Laden, das waren immer Vertreterinnen). Ich wurde an eine Theke mit meinem Kollegen eingeteilt, der die ganze zeit mit seiner Hand versucht

hat in meine Hose zu kommen, obwohl wir am Arbeiten waren – und nach einer Stunde konnte ich nicht mehr. Ich bin gegangen, hab gekündigt – ich habe danach auch lange gebraucht, bis ich mich wieder abends rausgetraut hab. Meine Nachbarn haben auf mich aufgepasst, mit mir die Wohnungen für eine Weile getauscht, weil der Kollege aufgetaucht ist, um durchs Fenster zu gucken, ob ich zuhause sei – und meine damaligen Kollegen haben mich in den sozialen Netzwerken dafür verantwortlich gemacht. Ich hätte es mir ausgedacht, ich sei eine dicke, fette Sau, die nur lügt und froh sein kann, wenn sie jemand ficken will. Ich sei eh eine Schlampe, weil ich so freizügig rumlaufe, da kann ich doch nicht mit so Lügen meinen Ruf retten, usw.


Auf meiner neuen Arbeitsstelle einige zeit später haben sie das auch versucht, mich schlecht zu machen. Allerdings hat mein Chef mich angehört, mir geglaubt und dafür gesorgt, dass mir keiner von ihnen zu nahe kam. Meine Kolleginnen sind mit mir in den Keller, damit ich mich sicher gefühlt hab und auch ins Lager, bis ich so weit wieder gefestigt war, dass ich mich alleine getraut hab.


Aber auch heute noch, wenn ich enge Stellen seh, besonders im Dunkeln, ist alles wieder da: Schmerz, Panik, Wut über die eigene Unfähigkeit. Und ich werde nie vergessen, wie mir die Polizei nicht glauben wollte und meine ehemaligen Kollegen mir unterstellten, gelogen zu haben.




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