Die Krise in der Krise - Fair Fashion in Zeiten von Corona

Jedes Jahr erinnern wir im Rahmen der Fashion Revolution Week an die Textilfabrik Rana Plaza, die am 24. April 2013 einstürzte und mehr als tausend Menschen in den Tod stürzte. Seitdem wurden härtere Sicherheitsbestimmungen durchgesetzt. Für die Näherinnen und Näher hat sich in diesen Fabriken vor allem was die Bedingungen und Bezahlung betrifft allerdings wenig geändert.

 

Und nun fällt die Fashion Revolution Week, die wichtigste Woche zum Gedenken der Verstorbenen ArbeiterInnen, in die Zeiten der Corona Krise. Welch‘ Ironie. Zahlreiche Länder im Lockdown, die Wirtschaft steht still, Indien versinkt in Hungersnot und Armut und auch wir armen Menschen in Deutschland dürfen nur mit Masken auf unsere Straßen.

 

Und wie sieht es in Bangladesch derzeit aus?

Exkurs: Wer in der Textilbranche fair herstellen möchte, hat nicht als erstes Bangladesch im Kopf (es gibt eine Handvoll positive Beispiele von fairen Herstellungen in Bangladesch - Sicherlich aber keine, bei der du deine H&M oder Zara Klamotten kaufst). FREIRAUMREH als Beispiel produziert fair in der Türkei, zukünftig auch in Indien. Portugal ist ein weiteres Land für viele faire Produktionen (Vorsicht: Auch hier gibt es sogenannte Ausbeuterfabriken). Bangladesch ist allerdings nach wie vor DAS Land, in dem ArbeiterInnen seit vielen Jahren keine Stimme bekommen. Aus Angst ihren Job zu verlieren und durch die Jahrzehnte lange Unterdrückung ergeben sich NäherInnen seit vielen Jahren ihrem Schicksal. Ein Schicksal, das psychische, aber durch Chemikalien auch schwere körperliche Schäden nach sich zieht.

 

Näherinnen in Bangladesch; Quelle: Tagesschau

 Näherinnen in Bangladesch; Quelle: Tagesschau

Und wie sieht es momentan aus? In Zeiten einer Weltkrise des Coronavirus COVID-19?

Die erste große Krise in der Krise fand Anfang April statt. Große Fast Fashion* Ketten cancelten ihre Aufträge. Mit dem Umsatzeinbruch fielen TagelöhnerInnen komplett aus dem Raster. Ein geregeltes Angestelltenverhältnis, Kurzarbeit und Kündigungsfristen sind für uns selbstverständlich – Vor Ort in Bangladesch aber ein unerreichter Luxus. Unter Berufung auf „höhere Gewalt“ hat zum Beispiel auch das deutsche Unternehmen C&A alle Aufträge bis Ende Juni gestrichen.

Noch vor allen anderen Ländern sind die Nähereien und Produktionen in Bangladesch nach einem kurze Lockdown wieder an den Start gegangen (1. Mai 2020). Nach Straßenprotesten, bei denen die ArbeiterInnen nicht gezahlte Gehälter (teilweise seit Dezember ausstehend) forderten, wurden sie trotz Ausgangssperre wieder an ihre Arbeit gelassen. Fiebermessen am Eingang, Beine abspritzen und Mundschutz. Realität am Arbeitsplatz in Bangladesch zu Zeiten der Corona Krise.

Und einen wirklichen Vorwurf kann man den Fabrikbetreibern nicht machen. Sind es doch wir, die westlichen Wohlhabenden, die sich nicht in der Verantwortung sehen für diese Menschen Sorge zu tragen. Sich an Gehältern der Sklaven in der eigenen Lieferkette zu beteiligen. Wie sie überleben – Das ist ihnen ganz allein überlassen.

 

Fuck fast Fashion Kleid von Freiraumreh - Statement Piece gegen Fast Fashion

 

All´ diese Berichte aus unfairen Produktionen fühlen sich für mich wie einen Schlag ins Gesicht – vor allem aber einen Tritt in den Hintern und auf die Straßen für alle ArbeiterInnen der Textilbranche in Niedriglohnländern an. Freundschaftliche Geschäftsbeziehungen, der Blick hinter die Kulisse auf den Menschen und ein Mitfühlen für alle Beteiligen? Absolute Fehlanzeige. Wie ist es möglich, dass wir Sklavenarbeit im Jahre 2020 noch als so völlig selbstverständlich sehen und gerade in einer solchen Pandemie nur absolut uns am nächsten Stehen. Ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Erschütternd. Und die Berichte in Tagesschau und co nur ein stummer nie gehörter Hilferuf der Beteiligten weit weit entfernt von uns.

Die Pandemie zeigt uns bei FREIRAUMREH wieder und wieder sehr deutlich, warum wir fair produzieren, warum wir engen Kontakt mit unseren Herstellen halten und unsere Bedürfnisse zurückstellen und Lösungen für jeden einzelnen Menschen in unserer Lieferkette schaffen wollen! Aber solange am längsten Hebel der Konsument selbst sitzt, solange wird es schwierig Weichen zu stellen.

 

 Eure Kim

 

 *unter Fast Fashion versteht man die noch herkömmliche Modeindustrie unter nicht fairen Bedingungen, nicht bio und ohne Zertifikate. Darunter fallen die meisten Modeketten wie H&M, Zara aber auch andere gängige höherpreisige „Marken“.

 

Faire, nachhaltige Mode findest du bei uns im Shop (zum Beispiel auch Statement Teile ''Fuck Fast Fashion''):

 

FUCK FAST FASHION Kleid

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