Das Leben ohne Müll zu gestalten – das ist das Ziel von Zero Waste. Natürlich ist jedem klar, dass etwas Müll meistens dennoch anfällt, aber das Ideal ist Inspiration und Motivation. Im alltäglichen Leben lassen sich an vielen kleinen Stellen Alternativen zu Müll produzierenden Produkten finden und heute möchte ich im Badezimmer ein paar der Möglichkeiten zeigen. Das Bad ist wahrscheinlich der einfachste Ort, um etwas zu ändern, denn es gibt viele Angebote.
1. Seife statt Duschgel
Statt auf Duschgels aus Plastikflaschen (die oft auch noch Mikroplastik enthalten), greife ich auf Seife am Stück zurück. Es fällt kein Müll an und günstiger ist es noch dazu, denn mit einem Stück Seife kommt man deutlich länger aus, als mit einer Flasche Duschgel. Auch auf Reisen nimmt es deutlich weniger Platz weg. Apropos Reisen: Ich kaufe keine Souvenirs mehr, sondern schaue nach besonderer (lokaler) Seife. So konnte ich z.B. auf Texel fantastische Seife aus Schafsmilch kaufen und in Bulgarien Rosenseife. Aber auch in Deutschland gibt es viele Manufakturen, die ganz tolle und hochwertige Seifen herstellen.
Ich meide Seifen mit Palmöl und achte auf eine gute Qualität.

2. Kein Shampoo!
Stattdessen benutze ich Alepposeife, Kernseife, Natron oder Roggenmehl. Eine saure oder kalte Rinse verhilft dem Haar zu Glanz und Weichheit. Alepposeife kann man übrigens auch als Rasierseife, Körperseife und Gesichtsseife verwenden! Außerdem braucht man dann keine saure Rinse…
3. Rasierhobel und Rasierseife statt Plastikrasierer und Rasierschaum
Der Rasierhobel war mir lange vollkommen fremd, dann war ich skeptisch und jetzt bin ich begeistert. Er ist aus Metall und kommt mit einer auswechselbaren Rasierklinge aus. Dadurch spart er nicht nur jede Menge Müll, sondern auch Geld: Ein Rasierhobel liegt bei etwa 15 Euro, 100 Rasierklingen bei 10 Euro. Statt Rasierschaum aus der Sprühdose kann man Rasierseife aufschlagen oder Öl verwenden. Gut funktioniert auch ein Peeling mit Öl und Epsom Salz zum Rasieren – die Haut ist danach super super weich!
4. Bambuszahnbürste und Zahnputztabletten
Lange habe ich mich gegen Bambuszahnbürsten gewehrt, denn ich habe eine starke Abneigung gegen unnötige Importware. Aber nachdem mir ein Arzt meines Vertrauens erklärt hat, dass es Blödsinn ist, Zahnbürsten alle drei Monate neu zu kaufen, habe ich mir nun auch eine Bambuszahnbürste zugelegt und koche sie regelmäßig gründlich ab. Dadurch erhöht sie ihre Lebensdauer dramatisch.
Die Zahnputztabletten habe ich im Eine-Welt Laden bei uns gefunden und bin bislang sehr zufrieden. Man zerkaut sie und putzt dann normal mit der Zahnbürste weiter.

5. Menstruationstasse statt Tampons
Eine Menstruationstasse ist aus Silikon, kann praktisch ein ganzes Leben lang verwendet werden und ist deutlich hygienischer als Tampons. Der Anschaffungspreis ist mit etwa 30 Euro recht hoch, aber Tampons sind auch nicht gerade günstig. Es rechnet sich auf jeden Fall. Für Infos kann ich die Facebook Gruppen empfehlen. Komischerweise wird die Tasse immer noch schräg angesehen – und das vollkommen ohne Grund. So fragte eine Mama vorm Kindergarten beim Mamitalk ganz entsetzt: „Wie? Und die wird da einfach unten reingeschoben? Igitt!“ Ich habe sie dann recht interessiert gefragt, was sie mit ihren Tampons macht. Man braucht eine kurze Zeit zum Eingewöhnen und dann läuft alles super.
Alternativen sind Binden aus Stoff, die einfach ausgekocht werden, und das Levantiner Schwämmchen (was auch den Vorteil hat, dass man während der Periode Sex haben kann).

6. Schwamm und Öl für das Gesicht
Abschminktücher lassen sich durch Frotteetücher oder Baumwolltücher ersetzen und Schminke lässt sich hervorragend mit Öl abschminken. Zum Reinigen der Haut benutze ich derzeit einen Konjac-Schwamm und bin begeistert. Als Hautpflege nutze ich Karotten-Öl, mit dem ich mehr als zufrieden bin. Ein Fläschchen kostet 2,75 Euro, hält ewig vor und wandert, wenn es leer ist, in den Kaufmannsladen meiner Tochter.
7. Po-Dusche statt Klopapier
So, und hier nun ein Thema für die hartgesottenen. Keine Lust mehr auf Klopapier und Klopapierrollen? Dafür gibt es jetzt eine Po-Dusche, auch genannt Happy Po. Findet ihr auf Amazon und viele schwören drauf. Ich habe es allerdings noch nicht getestet.
8. Ohrlöffel statt Wattestäbchen
Bald sollen sie eh verboten werden: Die guten Wattestäbchen. Klar, man kann sie auch aus Holz kaufen, aber noch besser ist ein Ohrlöffel aus Metall, der ewig hält. Braucht man doch mal ein Wattestäbchen (z.B. für die Babypflege), kann man einfach einen Holzstab nehmen und in der Handfläche auf etwas Watte rollen, bis es sich zu einer Kugel um den Stab zieht.
9. Selbermachen!
Badezusätze, Masken, Peelings und Co. Lassen sich ohne viel Vorbereitung und Arbeit schnell selbst zubereiten. Dadurch entfallen Plastikverpackungen und alles ist frei von chemischen Zusätzen.
10. Holz statt Plastik
An vielen Stellen macht es Sinn, Produkte direkt aus Holz zu kaufen. So sind zum Beispiel Holzbürsten viel besser für die Haare (Holzkämme sind übrigens noch besser!) und Holzstäbchen für die Maniküre verletzen die Haut weniger. Aber Holz ist auch deutlich hygienischer: Bei Plastik sammelt sich Wasser in kleinen Macken und Schnittstellen und gammelt munter vor sich hin. Holz dagegen zieht sich zusammen, wenn es zu Wasserkontakt (im kleinen Maßstab) kommt und es gammelt nicht.
Unser Badezimmer ist sehr übersichtlich. Es passen gerade mal ein kleines Regal mit drei Fächern und ein klitzekleiner Schrank hinein. Dort müssen wir alles für uns zwei Erwachsene und zwei Kinder unterbringen. Es funktioniert problemlos – weil wir wenig brauchen. Ich habe keine drei Schubladen voll mit Make Up, sondern eine kleine Dose. Alles ist überschaubar, was mir im Alltag ein kleines Wellnessgefühl gibt, wenn ich unser aufgeräumtes Bad sehe. Die Umstellung auf Zero Waste im Badezimmer war so problemlos, ich habe sie eigentlich gar nicht wahrgenommen. Mein Rat an alle: Einfach anfangen!
Und jetzt ihr? Wie weit seid ihr schon im Badezimmer oder Haushalt mit Zero Waste. Noch gar nicht angefangen oder habt ihr schon Tipps für Neueinsteiger?
Eure Hannah
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